Anleger investieren in der Niedrigzinsphase gerne auch ausserhalb der Eurozone. Die Abwertung des Euro spielt dabei nur eine Rolle. Das Praxismagazin für Finanzthemen Onlineausgabe des Printmagazins Finanzen Markt & Meinungen.

 
 
26.02.2015 16:48 Uhr
FINANZNACHRICHTEN UND MARKTALYSEN

Niedrigzinsphase: Kapitalflucht aus dem Euro-Raum abgebremst

FrankfurtMain/München, 26.02.2015 16:48 Uhr (Klaus Stopp)

Im Zuge der Nied­rig­zin­s­phase und der damit verbun­denen Abwer­tung des Euros ist jede Menge Kapital aus dem Euro-Raum abge­flossen. Einer Studie der DZ-Bank zufolge haben Inves­toren aus dem Euro-Raum 2014 den Rekord­wert von 236 Mrd. Euro in Märkte außer­halb der Währungs­u­nion umge­schichtet. Profi­tiert hat von dieser Entwick­lung der US-Dollar, den so manche Anleger als Flucht­wäh­rung gesucht haben.

Informationen zum Autor:
Klaus Stopp
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds der Baader Bank und stellt seine Analysen seit 15 Jahren vor.

Ob allerdings nach den jüngsten Äußerungen der Präsidentin der amerikanischen Notenbank Euro-Abflüsse weiterhin ein Thema bleiben werden, gilt als eher unwahrscheinlich. Denn so langsam gibt es Anzeichen für eine zaghafte Rückkehr der Euro-Milliarden. Zunächst ist es das höhere Kurs- und Gewinnpotential europäischer Unternehmen, das die Investoren wieder nach Europa lockt. Somit könnte man meinen, dass von diesem Sentimentwechsel an den Rentenmärkten nichts zu verspüren ist. Aber insbesondere die Tatsache, dass viele amerikanische Unternehmen wie Apple, AT&T u.v.m. immer wieder Anleihen in Euro begeben und somit als Unternehmen von einem Wiedererstarken des Euros profitieren würden, unterstreicht diesen Trend. Abgesehen davon stellt man den europäischen Investoren Material zur Verfügung, da dieses durch die Ankauf-Programme der Europäischen Zentralbank stark dezimiert wurde.

Fazit: Unter anderem investieren US-Anleger wieder verstärkt in europäischen Aktien und US-Unternehmen zapfen den europäischen Kapitalmarkt an. Somit kehren Europa und der Euro auch ins Bewusstsein der Nicht-Europäer zurück.

Gegen die Niedrigzinsphase: Dual-Tranchen wieder in Mode

Die Gunst der Stunde zu nutzen und möglichst viel Geld zu günstigen Konditionen aufzunehmen, scheint derzeit das Motto vieler Finanzchefs zu sein. So wurden jeweils zwei Euro-Anleihen u.a. von dem amerikanischen Unternehmen AT&T, dem dänischen Telekommunikationsdienst TDC, dem französischen Ölunternehmen Total und dem luxemburgischen Maschinenhersteller TYCO aufgelegt. Aber auch Single-Anleihen wie von der amerikanischen Internet-Medien-Gesellschaft PRICELINE GROUP und dem englischen Stromerzeuger SSE wurden am Markt viel beachtet. Alle diese Anleihen wurden allerdings mit einer Mindeststückelung von nominal 100.000,00 Euro begeben.

Insbesondere die zuletzt genannte Anleihe der SSE (A1ZXQQ) erfreute sich einer riesigen Nachfrage. Die 600 Mio. Euro schwere Anleihe war 10-fach (!) überzeichnet. Die aktuell mit einem Kupon von 2,375 Prozent ausgestattete Hybrid-Anleihe wurde ohne feste Endlaufzeit begeben und zum 1.04.2021 wird der Kupon neu adjustiert. Der Emissionspreis von 99,998 Prozent entsprach einem Emissionsspread von +198,9 bps über Mid Swap.

Weniger kompliziert waren die Ausstattungen der Anleihen von TYCO. Die erste Tranche bis zum 1.03.2023 (A1ZXL2) hat einen jährlichen Kupon von 1,1 Prozent was zusammen mit einem Emissionspreis von 99,68 Prozent einem Spread von +58 bps über Mid Swap gleich kommt. Das Emissionsvolumen von 550 Mio. Euro wurde bei der länger laufenden zweiten Tranche (A1ZXLQ) nur geringfügig auf 500 Mio. Euro verringert. Die jährliche Kuponzahlung i.H.v. 1,375% wurde bis zur Fälligkeit am 25.02.2025 fixiert. Bei einem Emissionspreis von 99,833 Prozent bedeutete dies einen Emissionsspread von +68 bps über Mid Swap.

Dass die französische Ölgesellschaft Total trotz des niedrigen Ölpreises an den Kapitalmärkten mittels zweier Anleihen insgesamt 5 Mrd. Euro aufnehmen kann, ist sicherlich mehr als eine Randnotiz wert. Beide Tranchen wurden als Hybrid-Anleihen aufgelegt. Die erste Anleihe (A1ZXH6) ist zum 26.02.2021 zu pari kündbar und verfügt über einen Kupon von 2,25 Prozent, was bei einem Emissionspreis von 100% einem Spread von +186,1 bps über Mid Swap entsprach. Die zweite Anleihe (A1ZXH7), die zum 26.02.2025 zu pari kündbar ist, ist mit einem Kupon von 2,625 Prozent ausgestattet. Der Emissionskurs dieser ebenfalls 2,5 Mrd. Euro schweren Anleihe wurde wiederum mit 100 Prozent fixiert, was einem Emissionsspread von +189,8 bps über Mid Swap gleich kommt.

Die beiden Anleihen von AT&T haben jeweils ein Volumen von 1,25 Mrd. Euro und sind als 1,3 Prozenter am 5.09.2023 (A1ZXJW) bzw. als 2,45 Prozenter am 15.03.2035 (A1ZXJX) endfällig. Bei Begebung entsprach dies Emissionsspreads von +75 bps bzw. 135 bps über Mid Swap.

Das dänische Unternehmen TDC hingegen musste für seine 800 Mio. Euro schwere Anleihe einen Kupon i.H.v. 1,75 Prozent ausloben. Die Anleihe (A1ZXJ9) ist am 27.02.2027 endfällig und mit einem Emissionspreis von 99,039 Prozent bedeutete dies einen Spread von +100 bps über Mid Swap. Für eine nachrangige Hybridanleihe (A1ZXJL) im Volumen von 750 Mio. Euro wurde bis zum Kündigungstermin am 26.02.2021 (zu pari) sogar ein Kupon von 3,5% festgeschrieben. Der Emissionspreis von 100 Prozent macht das erhöhte Risiko überdeutlich, das hierbei von den Investoren zu tragen ist.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de

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