In welche Aktien im DAX und TecDAX Anleger investieren können und zudem gute Dividenen erhalten, erklärt Börsen Experte Robert Halver. Das Praxismagazin für Finanzthemen Onlineausgabe des Printmagazins Finanzen Markt & Meinungen.

 
 
20.12.2018 15:32 Uhr
BÖRSENWISSEN FÜR ANLEGER

Robert Halver Anleger News | Deutsche Aktien aus der zweiten Reihe

FrankfurtMain/München, 20.12.2018 15:32 Uhr (Robert Halver)

Gegen Zins­frust hilft Divi­den­den­lust. Von welchen Aktien sollten Anleger lieber die Finger lassen und welche Segmente sind attraktiv? Einen Über­blick gibt der Kapi­tal­markt­ex­perte Robert Halver.

Informationen zum Autor:
Halver Robert
Robert Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Bereits seit 2012 berichtet er auf FMM-Magazin.de über die Geschehnisse an den Börsen. Baader betreut an den Börsenplätzen Frankfurt, München, Stuttgart, Düsseldorf und Berlin u.a. den Handel mit Aktien, Anleihen, Derivaten und Fonds.

Zinsvermögen bleibt unattraktiv. Bereits die diätösen Zinsen machen den Weltspartag 2019 zum Volkstrauertag. Doch nach Inflation wird aus dem Volkstrauertag sogar der Totensonntag. Im Gegensatz dazu dürften die Aktiengesellschaften in Europa und in Amerika auch 2019 ähnlich hohe Ausschüttungen vornehmen wie 2018. Dividenden schlagen Zinsen nicht zuletzt in puncto Zinseszinseffekt, wenn die Ausschüttungen wieder angelegt werden. Übrigens haben dividendenstarke Aktien eine Kurs stabilisierende Wirkung.

Mit handelspolitischen Tränen in den Augen sind Anleger für deutsche Aktien blind

Um den amerikanischen Handelsbann zu entfliehen und die Absatzpfründe in den USA zu sichern, werden die exportstarken deutschen Autokonzerne viele neue Arbeitsplätze in den USA schaffen und in Europa mit der US-Konkurrenz zusammenarbeiten. Während der Handelsstreit deutsche Unternehmen 2018 wie im Fahrstuhl nach unten befördert hatte, wird jede Lösung des Konflikts 2019 den gegenteiligen Effekt haben. Aus Gewinnwarnungen werden Gewinnverbesserungen.

Aktien Dividenden Renditen Chart von Robert Halver

Grundsätzlich ist der deutsche Leitindex durch hausgemachte Probleme bei Auto-Werten, Versorgern, im Bankenbereich und bei Bayer gehandicapt. Dagegen sind deutsche Aktien aus der zweiten Reihe vielversprechender. Sie besetzen mit ihren spezialisierten Qualitätsprodukten, Industriepatenten und einer effizienten Kostenstruktur Positionen als Weltmarktführer in zahlreichen Nischenmärkten und machen sich damit ein Stück weit unabhängig von der wirtschafts- und finanzpolitischen Großwetterlage. Hinzu kommen Übernahmefantasien von Firmen, die lieber kurzfristig aufkaufen als langfristig selbst entwickeln wollen. Dies gilt speziell für Technologietitel aus dem TecDAX, die vom Megathema Digitalisierung profitieren.

Zinswende kommt US-Aktien zugute

Die Tauben kehren in die US-Notenbank zurück. Angesichts der Überschuldung Amerikas auf Staats- aber auch privater Ebene und einer weltweiten Wachstumsverlangsamung will die Fed jeden Flirt mit der Rezession vermeiden. Daher wird sie 2019 den Exit vom Zinserhöhungstrend vornehmen. 2020 wird sogar wieder ein Zinssenkungsjahr. Mit der Zinswende der Fed entfällt damit ein markantes Aktienhandicap aus dem Jahr 2018. Mit abebbendem Inflationsdruck sorgen auch die Renditen von US-Staatsanleihen nicht für wirkliche Aktienirritationen.

Robert Halver US Aktien Entwicklung Dezember 2018

Zunächst mag die Zinswende zu Zweifeln am US-Wirtschaftswachstum führen, das tatsächlich abflacht. Doch bleibt Amerika im internationalen Wettbewerb ein Niedrigsteuerland und auch via Digitalisierung ein attraktiver Wirtschaftsstandort, der Kapital anzieht. Die Stimmung der Unternehmen wird durch eine im I.-Quartal 2019 zu erwartende Annäherung im US-chinesischen Handelskonflikts gestärkt. Gegenüber dem fundamentalen Gewinntrend haben US-Aktien zu viel verloren.

Ruhe im EU-Karton gegen fundamentale Steherqualitäten bei US-Aktien

Die hart gesottenen europäischen Finanzmärkte schlucken mittlerweile die Kröte einer Aufgabe der Stabilitätsunion und stattdessen die Schaffung einer Schuldenvariante, ohne das Gesicht zu verziehen. Der Erhalt der EU und der Eurozone hat Priorität. Je mehr das politische Risiko in Europa nachlässt - das gilt auch für die Brexit-Frage - umso mehr entfallen die Argumente für eine Underperformance des europäischen gegenüber dem amerikanischen Aktienmarkt. Die anhaltend hohe Liquiditätsversorgung und der Anlagenotstand bei europäischen und deutschen Zinsanlagen machen europäische Aktien ohnehin attraktiv.

Bei einem sich aufhellenden politischen Umfeld in Europa und handelspolitischem Tauwetter hat Europa im internationalen Vergleich mehr Kurspotenzial. Insbesondere die Zyklischen und Exportwerte holen dann auf.

Quo vadis, High-Tech?

Grundsätzlich werden US-Technologietitel kritischer begutachtet. Während Social Mediaanbieter unter Druck stehen, ihr Werbegeschäft auszubauen und kosteneffizienter zu werden, muss Apple den Nokia-Effekt verhindern und sich auf die Erschließung neuer Geschäftsfelder konzentrieren. Es reicht nicht mehr aus, immer neue Smartphones mit Minimalverbesserungen anzubieten. Angesichts der immer höheren Verkaufspreise sowie der Konkurrenz durch Samsung und Huawei ist der Markt zunehmend gesättigt. Allerdings besteht die Technikwelt nicht nur aus Apple und Facebook, Alphabet, Twitter, etc. Branchenintern kommt es zu Trendwechseln. Der Entertainmentfokus lässt zugunsten der industriellen Digitalisierung nach. Zunächst profitieren die Marktführer im Cloud-Computing. Zudem stehen Unternehmen aus den Wachstumsbereichen „Robotics“ und „künstliche Intelligenz“ - d. h. Ersatz des Menschen durch die Maschine - immer mehr im Mittelpunkt des Anlegerinteresses.

Robert Halver Aktien Technologie Entwicklung

Schließlich werden Werte aus der zweiten Reihe die Erste zunehmend verdrängen. Ihnen gehört mit Innovationen, noch lange nicht ausgereizten Geschäftsmodellen und nicht zuletzt mit Übernahmefantasien die Aktienzukunft. Zwar sind zwischenzeitliche Gewinnmitnahmen immer wieder einzukalkulieren. Insgesamt dürfte die relative Stärke von Hightech-Werten angesichts des Megathemas Digitalisierung, das den Vergleich mit der Erfindung der Dampfmaschine nicht zu scheuen braucht, gerade in Amerika anhalten.

Die Schwellenländer kann man nicht mehr über einen Kamm scheren

Das allgemeine Krisenvirus in den Emerging Markets ist in Form von Kapitalabzug umso größer, je mehr die US-Notenbank eine restriktive Zinshaltung zeigt und damit den US-Dollar als sicheren Anlagehafen stärkt. Doch ist sich die Fed ihrer weltkonjunkturellen Bedeutung bewusst und wird ihre geldpolitischen Verschärfungen der Vergangenheit nicht wiederholen. Denn bei einer von den Emerging Markets ausgehenden Weltwirtschaftskrise wäre sie gezwungen, die Zinsen anschließend wieder drastisch zu senken. Daher fährt sie einen präventiven, bald beendeten Zinserhöhungskurs.

Anleger nehmen mittlerweile differenzierte Einschätzungen der Schwellenländer anhand ihrer volkswirtschaftlichen Kennzahlen vor, was sich ebenso in unterschiedlicher Wertentwicklung ihrer Aktienmärkte offenbart. Asiatische Länder werden südamerikanischen vorgezogen. Länder wie Indien oder Indonesien stellen nicht nur im Vergleich konsumstärkere Binnenmärkte dar, die sie weniger anfällig für weltkonjunkturelle Schwankungen machen. Asiatische laufen den lateinamerikanischen Ländern auch in puncto Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit sowie Zukunftsbranchen wie Internet, Elektromobilität und Digitalisierung den Rang ab.

Zugleich kommt Schwellenland-Aktien ein Bewertungspuffer gemäß Kurs-Gewinn-Verhältnis zugute. Obwohl sich die Bewertungen der Aktienmärkte der klassischen Industrieländer ebenfalls entspannt haben, sind Aktien der Schwellenländer im direkten Vergleich mit den USA, der Eurozone oder Deutschland extrem günstig. Dieser Bewertungsabschlag ist angesichts der dramatischen wirtschaftlichen Verbesserungen, die die Schwellenländer binnenkonjunkturell, aber auch im Hinblick auf ihre Standortqualitäten vornehmen, zunehmend ungerechtfertigt.

Robert Halver Chart Gold Entwicklung

Gold war, ist und bleibt attraktives Sachkapital

Trotz nicht aussterbender Konflikte und schwacher Anlagezinsen kommen dem Edelmetall nicht die gerechtfertigten Kurssteigerungen zugute. Doch bleibt Gold garantiert die sicherste aller Vermögensformen. Selbst bei Erscheinen eines besonders großen schwarzen Schwans fällt es nicht aus und gewährt Lebenssicherheit. Das scheinen die Notenbanken auch so zu sehen. Sie bekämpfen zwar den Goldpreis, kaufen das Edelmetall aber offensichtlich gerne zu den fundamental günstigen Preisen weiter auf. Und wenn selbst Geldgläubige mit Gold fremdgehen, sollte man Gold treu bleiben. Bei Gold zählt der langfristige Besitz, nicht die kurzfristige Rendite.

Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de

Disclaimer

Die Baader Bank AG ist eine der führenden Investmentbanken für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten.
Als Market Maker ist die Bank für die börsliche und außerbörsliche Preisfindung von über 800.000 Finanzinstrumenten verantwortlich.
Im Investment Banking entwickelt sie Finanzierungslösungen für Unternehmen und bietet institutionellen Anlegern umfassende Dienstleistungen beim Vertrieb und dem Handel von Aktien, Anleihen und Derivaten.

Herausgeber:
Baader Bank AG
Weihenstephaner Str. 4
85716 Unterschleißheim
Deutschland
www.baaderbank.de

Redaktion:
Robert Halver,
Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG
Marc Schlömer, Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG

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