Robert Halver: Die drei Ziele der EZB zum QE Anleiheaufkaufprogramm
frankfurt/münchen, 16.03.2015 13:58 Uhr (Robert Halver)
Bislang hatte die EZB ihre Bazooka nur geladen, seit vergangenem Montag schießt sie auch scharf. Mit ihrem Anleiheaufkaufprogramm verfolgt sie drei Ziele.
Robert Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Bereits seit 2012 berichtet er auf FMM-Magazin.de über die Geschehnisse an den Börsen. Baader betreut an den Börsenplätzen Frankfurt, München, Stuttgart, Düsseldorf und Berlin u.a. den Handel mit Aktien, Anleihen, Derivaten und Fonds.
Das erste Ziel ist die Deflationsbekämpfung. Der aktuelle Preisrückgang ist dabei ein willkommenes Alibi, um eine Liquiditätsschwemme loszutreten. Schließlich will die EZB nicht riskieren, dass Investoren mit der Aussicht auf noch geringere Preise für Güter und Dienstleistungen ihre Investitionsentscheidungen und Verbraucher ihre Kaufentscheidungen zeitlich immer weiter hinauszögern und die Wirtschaft der Eurozone die japanische Krankheit befällt.
Das deutlich wichtigere Ziel der EZB - obwohl es nach der Geschäftsordnung der EZB eigentlich ein Sekundärziel sein sollte - ist die Ankurbelung der Konjunktur, insbesondere in der Euro-Peripherie. Zwar lässt die Kreditvergabe den dramatischen Einbruch in Folge der Euro-Krise allmählich hinter sich. Im Vorjahresvergleich ist sie jedoch noch immer klar rückläufig.
Gute Wirtschaftsstimmung allein macht noch keine guten Wirtschaftsdaten
Die EZB und ihr Präsident verteilen schon jetzt Vorschusslorbeeren und sind vom Erfolg ihrer Liquiditätsmission fest überzeugt. Und tatsächlich, die vom Finanzdaten-Anbieter Sentix ermittelten Konjunkturerwartungen der großen Finanzinvestoren für die Eurozone belaufen sich auf den höchsten Stand seit 9 Jahren. Fraglich ist allerdings, ob die harten Fakten diesen Eindruck bestätigen. Denn wettbewerbsschwache Standortqualitäten - eine Folge der hartnäckigen Reformrenitenz - beeinträchtigen die Zurückzahlbarkeit von Krediten. Der wirtschaftliche Boden ist schlicht nicht fruchtbar genug für umfangreiche Kreditausleihungen. Zudem verfügen Banken u.a. in Spanien noch über hohe Kredit-Altlasten in ihren Bilanzen, für die sie darüber hinaus kostbares Eigenkapital vorhalten müssen. Überbordende Liquidität und geringe Zinsen sind kein Garant für wirtschaftlichen Erfolg.
Um ein konjunkturelles Scheitern des Euro-QE zu verhindern, dürfte die EZB im Zeitablauf verstärkt kreditbesicherte Anleihen (ABS) aufkaufen und schließlich auch vor schlechten Hypothekenkrediten nicht Halt machen. Auf diese Weise hat bereits die US-Notenbank der US-Kreditwirtschaft auf die Sprünge geholfen. Erst wenn der Bestand an Kreditaltlasten in den Bankbilanzen spürbar reduziert wurde, werden Banken zu einer weiteren Kreditvergabe bereit sein. Mit dieser strukturellen Änderung ihrer Aufkaufaktivitäten würde die EZB nicht zuletzt dem Dilemma entgehen, noch mehr Staatsanleihen mit zunehmenden Negativrenditen aufnehmen zu müssen - in Deutschland mittlerweile bis zum Laufzeitbereich von 7 Jahren - bei denen noch nicht geklärt ist, wer die entstehenden Verluste tragen muss.
Das inoffizielle Ziel der EZB ist die Euro-Abwertung
Das dritte Ansinnen der EZB - offiziell würde dies niemand zugeben - ist die Euro-Abwertung zur Unterstützung der Exportwirtschaft im Gemeinschaftswährungsraum. Und in dieser Disziplin ist die EZB bereits sehr erfolgreich. Der Abschwächungstrend wird sich bis zum Jahresende fortsetzen. Bis dahin ist die Parität zum US-Dollar zu erwarten.
Abwertungskatalysator hierfür sind die niedrigen und noch weiter fallenden Staatsanleiherenditen in der Eurozone. Anleger aus dem Euro-Raum sind angesichts in der Eurozone abgeweideter Zinspotenziale regelrecht auf der Jagd nach Rendite. Bei Staatsanleihen außerhalb der Eurozone werden sie fündig. Bereits aus reiner Renditesicht kommt 10-Jahres-Staatsanleihen aus den USA und Großbritannien mehr Attraktivität zu. Berücksichtigt man auch noch die zu erwartenden Währungsgewinne, nimmt deren Renditeaussicht nochmals deutlich zu. Aufgrund dieser Portfolioumschichtungen nährt sich die Euro-Baisse von allein: Zunehmende Währungsgewinne machen Euro-fremde Anlagen zunehmend lukrativer.
Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de
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