Robert Halver: Konjunkturstimmung in Europa und die aktuelle Anlegerstimmung
Düsseldorf, 14.02.2017 10:05 Uhr (Robert Halver)
Die Konjunkturstimmung in Europa hat sich insgesamt zu Jahresbeginn laut ifo Institut stabilisiert. UND: International tätige Aktiengesellschaften berücksichtigen politische Themen offenbar weniger als Medien und Politiker selbst. Sie blicken auf fundamentale Argumente.
Robert Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Bereits seit 2012 berichtet er auf FMM-Magazin.de über die Geschehnisse an den Börsen. Baader betreut an den Börsenplätzen Frankfurt, München, Stuttgart, Düsseldorf und Berlin u.a. den Handel mit Aktien, Anleihen, Derivaten und Fonds.
Setzt man die Einschätzung der Geschäftslage und -erwartungen in der Eurozone für das I. Quartal 2017 zueinander in Beziehung, befindet sich die Euro-Wirtschaft vor allem angesichts aufgehellter Erwartungen zumindest stimmungsseitig sogar in der konjunkturellen Zyklusphase „Boom“. Offensichtlich gehen die befragten europäischen Unternehmen davon aus, dass sie auch von den Trumponomics in den USA profitieren werden.
In der Eurozone ergibt sich jedoch ein uneinheitliches Bild. Laut Einkaufsmanagerindices für das Verarbeitende Gewerbe gewinnt die exportorientierte deutsche Wirtschaft spürbar an Momentum. Spanien profitiert von positiven Basiseffekten einer zumindest rudimentären Reformpolitik, die nach Jahren der Rezession jedoch nicht überbewertet werden sollten. Aber in Frankreich und Italien zollt die hinter dem Euro-Durchschnitt zurückfallende Konjunkturstimmung allerdings den politischen Risiken Tribut. Nähme Europa seine wirtschaftliche Runderneuerung über Reformpolitik ernst, wäre auch mehr Aufschwung möglich.
Immerhin steigt mit aufholendem Einkaufsmanagerindex der Eurozone für das Verarbeitende Gewerbe auch der Gewinntrend der Eurozone.
Marktlage und Anlegerstimmung - Aktienmärkte blicken über den politischen Tellerrand hinaus
Unternehmen wissen nicht mehr, wohin mit ihrem Geld. Investitionen in das operative Geschäft sind bereits mühelos abgedeckt bzw. lassen sich zu günstigen Kreditzinsen darstellen. Vor diesem Hintergrund senken Unternehmen Dividendenausschüttungen über Aktienrückkaufprogramme. Die banale Logik dabei: Je weniger Aktien, desto weniger Dividende. Ebenso ersetzen sie teures Eigen- durch zinsgünstiges Fremdkapital und verbessern damit ihre Kapitalstruktur. Beides, Verknappungen von verfügbaren Aktien und Bilanzverbesserungen führen zu steigenden Aktienkursen und wirken feindlichen Unternehmensübernahmen entgegen.
Für fortgesetzte Rückkaufprogramme in den USA spricht die geplante Unternehmenssteuersenkung auf Auslandsguthaben amerikanischer Unternehmen. Durch die dann nach Amerika zurückgebrachten Finanzmittel ergibt sich ein geschätztes Aktienrückkaufvolumen in den USA von etwa 800 Mrd. US-Dollar. Dabei wird das Unternehmensmanagement Aktienrückkaufprogramme langfristig durchführen, um nachhaltige und nicht nur kurzfristige Aktienkursanstiege zu fördern.
Grundsätzlich bleiben Dividendenrenditen weiter attraktiv. Angesichts der aktuellen Niedrigzinsalternativen stechen der DAX mit knapp 3,0, der Euro Stoxx 50 mit 3,7 und einige Branchen sowie Euro-Dividendenindices mit gut vier Prozent jeweils durchschnittlicher Dividendenrendite deutlich hervor. Zudem bieten Dividenden grundsätzlich einen ordentlichen Risikopuffer gegen Kursschwankungen.
Charttechnik DAX - Im Seitwärtsmodus
Das Momentum im DAX ist weiterhin schwach ausgeprägt. Der Leitindex dürfte seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen, sobald er den Widerstand bei 11.692 Punkten nachhaltig überschreitet. Weitere Barrieren folgen dann bei 11.821, 11.920 und schließlich am Allzeithoch bei 12.391. Unterschreitet der DAX jedoch die wichtige Unterstützung bei 11.531 Punkten, droht ein weiteres Abrutschen Richtung 11.431 und schließlich 11.191.
Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de
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Herausgeber:
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Redaktion:
Robert Halver,
Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG
Marc Schlömer, Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG
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