Robert Halver sieht die Jahresend-Rallye an den Börsen durch zwei Ereignisse gefährdet. Griechenland könnte wieder eine Euro-Staatsschuldenkrise auslösen und eine Deflationsgefahr durch den sinkenden Ölpreis. Das Praxismagazin für Finanzthemen Onlineausgabe des Printmagazins Finanzen Markt & Meinungen.

 
 
22.12.2014 10:47 Uhr
KRISE IN GRIECHENLAND

Robert Halver: Politische Krise in Griechenland drückt auf die Stimmung

FrankfurtRheinMain, 22.12.2014 10:47 Uhr (Robert Halver)

Kurz vor dem Jahresende führen zwei Problem­fak­toren zu Verun­si­che­rungen an den Finanz­märkten: Die poli­ti­sche Krise in Grie­chen­land und der fallende Ölpreis.

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Halver Robert
Robert Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Bereits seit 2012 berichtet er auf FMM-Magazin.de über die Geschehnisse an den Börsen. Baader betreut an den Börsenplätzen Frankfurt, München, Stuttgart, Düsseldorf und Berlin u.a. den Handel mit Aktien, Anleihen, Derivaten und Fonds.

Die Wahl eines neuen griechischen Staatspräsidenten im Parlament Ende Dezember dürfte aus heutiger Sicht an politischer Disharmonie scheitern. Daher kommt es im kommenden Februar verfassungsgemäß zu vorgezogenen Parlamentsneuwahlen. Dabei könnte laut Umfragen die linksradikale Partei Syriza als Wahlsieger in Regierungsverantwortung kommen.

Mit der kürzlichen Vorstellung ihres extrem Euro-kritischen Parteiprogramms hat die Parteiführung der Syriza bereits für Entsetzen bei führenden Investmentbanken gesorgt. Die Partei spricht dabei vom Ende jeglicher Sparbemühungen, der Aufkündigung der Zusammenarbeit mit der Troika (EU-Kommission, EZB, IWF) und sogar von einem unkontrollierten Schuldenschnitt. Laut einer steigenden Anzahl von Investoren wird mittlerweile die Wahrscheinlichkeit eines GREXIT - Austritt Griechenlands aus der Eurozone - auf rund 20 Prozent geschätzt.

Aber nicht nur griechische Anleihen, sondern ebenso andere Euro-periphere Rentenmärkte wurden im Dominoeffekt vom neuen Euro-Krisenvirus angesteckt. 10-jährige Staatsanleihen aus Spanien, Italien und Portugal zeigten zeitweise deutliche Anstiege der Risikoaufschläge zu deutschen Staatstiteln, deren Renditen auf ein neues Allzeittief von 0,64 Prozent gefallen sind.

Die Abwendung einer erneuten, von Griechenland ausgehenden Euro-Staatsschuldenkrise ist für die EZB ein klares Alibi, im nächsten Jahr mit Staatsanleihenkäufen - QEE (Quantitative Easing Eurozone) - zu beginnen.

Ölpreisverfall drückt die Eurozone in die Deflation

Geradezu dramatisch fallende Energiepreise - vor allem beim Öl - sorgen für Deflationsdruck in der Eurozone. Für 2015 rechnet die OPEC mit der schwächsten Nachfrage nach dem von ihren Mitgliedsstaaten geförderten Öl in den letzten 12 Jahren. Dennoch sind die OPEC-Staaten zu keiner Angebotsverknappung bereit, sondern verteidigen ihre Marktanteile gegenüber dem US-Angebot, das über die großflächige Schieferölproduktion via Fracking auf den Markt drängt.

Ein möglicher weiterer Ölpreisrückgang bis auf 60 US-Dollar pro Barrel Ende des Jahres würde im Frühjahr in der gesamten Eurozone zu einer Deflation von schätzungsweise minus 0,5 Prozent führen.

Vor einem Deflationsszenario warnte zuletzt auch EZB-Chefvolkswirt Praet. Zurzeit sind die langfristigen Inflationserwartungen in fünf Jahren für die kommenden fünf Jahre klar abwärts gerichtet und liegen bereits den vierten Monat in Folge unter dem Inflationsziel der EZB von zwei Prozent. Daher liegt der Fokus der EZB eindeutig auf der Stabilisierung der Inflationserwartungen, also im Gegensatz zu früheren geldpolitischen Doktrinen auf Preissteigerungen.

Aktuelle Marktlage

Zurzeit wird die Jahresend-Rallye an den Aktienmärkten der Eurozone durch die griechische Innenpolitik und die möglichen Kollateralschäden sinkender Ölpreise behindert. Mindestens im Vorfeld der griechischen Parlamentswahlen bis zur Regierungsbildung ist mit grundsätzlich erhöhter Volatilität an den Anleihen- und Aktienmärkte zu rechnen.

Ein stark sinkender Ölpreis hat - obwohl er grundsätzlich zu einer erhöhten Kaufkraft für Konsumenten und Margenverbesserungen bei Unternehmen führt - zumindest indirekt eine hemmende Wirkung auf Anleihen und Aktienmärkte. Denn drohten Öl und Gas produzierenden Ländern über schwache Energiepreise Unterfinanzierungen ihrer Staats- oder Unternehmensfinanzierungen oder könnten ihre Wohlstandstransfers an die Bevölkerung nicht mehr in gewohntem Ausmaß finanziert werden, müssten ihre Petrodollar-Staatsfonds Kasse bei Anlageklassen der Industrienationen machen. Bei Euro-Staatsanleihen und Aktien verfügen sie ohnehin über die größten Buchgewinne. Zur Abwendung diesbezüglicher Renditesteigerungen ergibt sich ein weiteres Alibi für die EZB, das Quantitative Easing Eurozone zu starten.

Grundsätzlich zeigt sich die Verunsicherung an den Aktienmärkten der Eurozone zurzeit deutlich.

Aufgrund der ergriffenen und noch zu ergreifenden geldpolitischen Gegenmaßnahmen gegen die Krisensymptome und auch angesichts der staatlichen Schuldenaufnahmen zur Stützung der Konjunktur ist trotz zwischenzeitlicher Gewinnmitnahmen von einem Ende der langfristigen Aktienhausse nicht auszugehen. Dafür spricht u.a., dass große deutsche Banken die Aktienquoten in ihren Musterdepots zuletzt deutlich aufgestockt haben.

Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de

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