Wor geht Die Reise an den Finanzmärkten hin? Der Saxo Bank Chefökonom Steen Jakobsen wagt einen Ausblick auf das zweite Quartal 2014. Das Praxismagazin für Finanzthemen Onlineausgabe des Printmagazins Finanzen Markt & Meinungen.

 
 
04.04.2014 09:55 Uhr
SAXO BANK MARKTAUSBLICK DER FINANZMÄRKTE

Saxo Bank Chefökonom: Perspektiven für Europa - Deflationssorgen kommen zurück

Hellerup/Frankfurt am Main, 04.04.2014 09:55 Uhr (Gastautor)

Die auf Multi-Asset-Anlagen spezia­li­sierte Invest­ment­bank Saxo Bank hat ihren Ausblick für das zweite Quartal 2014 veröf­fent­licht. Im Mittel­punkt stehen darin die Perspek­tiven für Europa sowie die Invest­ment­be­din­gungen für unter­schied­liche Anla­ge­klassen.

Die Saxo Bank Analysten erwarten, dass die europäische Konjunktur nach mehreren fehlgeschlagenen Anläufen für einen Aufschwung wohl auch im zweiten Quartal vor Herausforderungen steht. Zur Jahresmitte hin dürften sich laut Saxo Bank dann die Deflationssorgen der EZB zurückmelden. Zusammen mit den stagnierenden Wachstumszahlen könnte das eine neue Runde quantitativer Lockerung sowie weitere unorthodoxe Maßnahmen einläuten.

Europaverdrossenheit und Rezessionsgefahr für Deutschland
Zwischen europaverdrossenen Wählern und EU-freundlichen Politikern machen die Analysten der Saxo Bank zudem eine Realitätslücke aus, wie es sie seit den 1970er Jahren nicht mehr gab. Es sei zu erwarten, dass die EU-kritischen Parteien als einer der stärksten Blöcke aus den Wahlen zum Europaparlament im Mai hervorgehen werden. Sofern Brüssel auf die Wähler höre, könnte dies den entscheidenden Wendepunkt im scheiternden EU-Experiment markieren, auch wenn der politische Status quo vorerst die Oberhand behalten dürfte.

Zwar besserten sich offenbar die wirtschaftlichen Aussichten für Spanien, Portugal und Griechenland, doch sei dies eher ein Zeichen für die EU-interne Verlagerung der Probleme aus diesen sogenannten „Club Med“-Ländern nach Frankreich – und bald auch Deutschland. Für den EU-Musterknaben sei laut Saxo Bank zum Jahresende mit einer Rezession zu rechnen. Das nachlassende Wachstum in Asien dürfte zudem den Exportsektor in Frankreich und Deutschland belasten, insbesondere bei Luxusgütern.

Dazu Steen Jakobsen, Chefökonom und CIO der Saxo Bank: „Während der Krise der vergangenen Jahre haben die EU-Mitglieder immer wieder mit politischer Solidarität überrascht. Doch jetzt werden die Wähler unruhig, und EU-skeptische Parteien feiern Erfolge, die das politische Establishment nicht ignorieren darf. Weiterhin ungelöst ist auch das ganz grundsätzliche Problem, dass es der EU gänzlich an einem langfristig tragfähigen wirtschaftlichen Fundament fehlt. Nie war die EU selbstgefälliger als heute am Anfang des Jahres 2014. Und das, obwohl schon bald ein politischer und Meinungsumschwung einsetzen dürfte.“

Globale Wirtschaft in anhaltendem Wandel

Auch weltweit änderten sich derzeit die Vorzeichen. Die „Fragile Five“ – Südafrika, Brasilien, Indien, Indonesien und die Türkei – hätten sich laut Aussage der Saxo Bank Analysten mittlerweile in die „Fragile Eight“ verwandelt, weil sich jüngst Argentinien, Russland und Chile dazu gesellt hätten. Derzeit seien diese Volkswirtschaften in einem Anpassungsprozess: Das Tapering der Fed habe ihre Währungen geschwächt und eine geldpolitische Straffung ausgelöst, die zwar das Wachstum belastet, aber die strukturellen Ungleichgewichte der vergangenen Jahre abbauen sollte. Dieser Wandel sei zwar grundsätzlich positiv zu bewerten, doch wenn zu viele Länder und Volkswirtschaften simultan die gleichen Maßnahmen ergriffen (Abwertung der Währung und Ankurbeln der Exporte), führe dies zu einer strukturellen und (wegen des vorangegangenen exzessiven Kreditwachstums) konjunkturellen Schwächung des Wachstums.

Jakobsen dazu: „Wir waren so sehr damit beschäftigt, die Welt, die Banken und das politische System zu retten, dass wir die Investitionen in Menschen, Ausbildung, Infrastruktur, Innovation und Technologie vernachlässigt haben. Es sind nicht die Europawahlen, die das Schicksal der EU entscheiden, sondern wie die Politiker und ihre getreuen Bürokraten auf die abkühlende Konjunktur und die weltweite Neuordnung der wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse reagieren.“

Ausblick Assetklassen 2014 und danach

Anleihen: Staatsanleihen der Kernländer werden die einzige Assetklasse sein, die in Q1 2015 schlechter abgeschnitten haben werden als in Q1 2014 (Korrektur von Ungleichgewichten, Mangel an Produktivität).

Devisen: Der EUR-USD-Wechselkurs wird bei etwa 1,4000/1,4050 seinen Höchststand erreichen und dann in Richtung 1,2500 fallen. (Die EZB dürfte im Sommer die Deflationsbekämpfung in Angriff nehmen.). Infolge der Mehrwertsteuererhöhung in Japan und erster Hinweise auf ein Scheitern der sogenannten Abenomics wird USD/JPY wohl auf 95,00 klettern. Die „Fragile Eight“ werden um weitere fünf Prozent nachlassen.

Rohstoffe: Diese Anlageform dürfte bei sinkender Realverzinsung in Q2 gut abschneiden, dann in Q3 2014 von Gewinnmitnahmen geprägt sein und mit Blick auf die erste Jahreshälfte 2015 nachlassen.

Aktien: Der S&P 500 wird bei 1.900/1.950 seinen höchsten Stand erreichen, danach sollte es zu einer 30-prozentigen Korrektur kommen. Bislang sind Aktien die einzige Anlageform, die vom konjunkturellen Umbruch noch nicht in Mitleidenschaft gezogen worden ist.

Redaktionshinweis:Diese Mitteilung dient der Informationsgebung. Finanzen Markt & Meinungen ruft nicht zum Erwerb oder zum Verkauf von Anlageprodukten oder Wertpapieren auf. Interessierte Anleger sollten sich grundsätzlich Emissions-/Produktprospekte genau anschauen.

 

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