Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat in einer aktuellen Studie festgestellt, dass immer weniger Menschen der Mittelschicht zuzurechnen sind – jedenfalls dann, wenn man nur auf ihr Einkommen schaut. Das Praxismagazin für Finanzthemen Onlineausgabe des Printmagazins Finanzen Markt & Meinungen.

 
 
11.03.2008 10:51 Uhr
WIRTSCHAFT UND KONJUNKTUR

Thema schrumpfende Mittelschicht: DIW-Studie richtig interpretiert?

Köln, 11.03.2008 10:51 Uhr (redaktion)

Das Deut­sche Institut für Wirt­schafts­for­schung (DIW) hat in einer aktu­ellen Studie fest­ge­stellt, dass immer weniger Menschen der Mittel­schicht zuzu­rechnen sind – jeden­falls dann, wenn man nur auf ihr Einkommen schaut.

In den Medien fand dieses Ergebnis – oft in verkürzter Form – großen Widerhall, trifft es doch den Nerv der Bevölkerung, der zur Zeit von Abstiegsängsten und der Sorge, nicht vom Aufschwung profitieren zu können, bestimmt wird. Bei näherem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass die DIW-Studie vor allem die Folgen hoher Massenarbeitslosigkeit beschreibt.

Sieht man sich die Zahlen genauer an, stellt man nämlich fest, dass sich die Angaben auf die Einkommen aus dem Jahr 2005 beziehen. Der Aufschwung lag damals zwar schon in der Luft, richtig Fahrt aufgenommen hat er aber erst im Jahr 2006. Vielmehr verharrte die Zahl der Arbeitslosen im Jahr 2005 mit fast 5 Millionen auf Rekordniveau. Seitdem hat sich aber einiges getan. Zuletzt waren nur noch 3,6 Millionen ohne Arbeit. Die Einkommensschichtung anno 2008 dürfte daher anders aussehen.

Insofern ist auch ein weiteres Detail der DIW-Studie mit Vorsicht zu genießen. Dort heißt es, die Chancen der Einkommensschwachen, in höhere Einkommenssphären aufzusteigen, sei zuletzt deutlich schlechter gewesen als im vorangegangenen Aufschwung. Zwischen 1995 und 1999 hätten immerhin 46 Prozent der Schwachen den Sprung nach oben – meist in die Mittelschicht - geschafft. Zuletzt sei das aber nur einem Drittel gelungen. Dabei muss aber wiederum berücksichtigt werden, dass das Bezugsjahr für diese Aussage, eben 2005, kein gutes, das Jahr 1999 aber ein sehr gutes war.

Trotzdem lässt sich aus der Betrachtung der Jahre 1995 bis 1999 eine Lehre ziehen: Um für mehr Aufwärtsmobilität zu sorgen und um eine Verfestigung von Einkommensarmut zu verhindern, ist eine Erhöhung der Beschäftigungschancen die beste Therapie.

Weniger dramatisch ist die Situation aus Sicht der Mittelschicht selbst. Trotz der erwähnten deutlichen Zunahme der Arbeitslosigkeit waren 75 Prozent der Mittelschichtler des Jahres 2001 auch im Jahr 2005 wieder in dieser Einkommensschicht vertreten. Zwar rutschten 14 Prozent nach unten ab, aber immerhin 11 Prozent gelang der Sprung in die Gruppe der Einkommensstarken.

(Quelle: IW Köln; Christoph Schröder)

 

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