Düsseldorf/Berlin, 02.09.2015 17:02 Uhr (Frank Schulz)
Der aktuellen Entwicklung von Selbständigen in Deutschland haben sich u.a. der DIHK und das Institut für Mittelstandsforschung Bonn (ifm Bonn) zugewandt. Nun hat auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsförderung (DIW) seine Forschungsergebnisse vorgestellt.
Die Zahl der Arbeitnehmer steigt, die der Akademiker auch. Dem entgegen sinken die Zahlen der Selbständigen massiv.
Die Trendwende ist über alle Branchen und fast alle Altersgruppen zu beobachten, lediglich bei den Älteren ist die Zahl der Selbständigen zuletzt noch gestiegen. Dagegen expandierte die Zahl der abhängig Beschäftigten in den letzten Jahren in fast allen Wirtschaftszweigen kräftig. „Der Trend hin zur Selbständigkeit, der als wichtiges Element eines Strukturwandels auf dem Arbeitsmarkt angesehen wurde, scheint gebrochen zu sein“, sagt DIW-Arbeitsmarktexperte Karl Brenke, der für seine Analyse Daten des Mikrozensus und der vom DIW Berlin in Zusammenarbeit mit TNS Infratest Sozialforschung erhobenen Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) ausgewertet hat.
Besonders stark war der Rückgang im Grundstücks- und Wohnungswesen (Makler, Hausverwaltungen), beim Transportgewerbe, im Handel und im verarbeitenden Gewerbe. In der Landwirtschaft setzte sich der langjährige Trend der Aufgabe bäuerlicher Betriebe fort. Im Baugewerbe war aufgrund der guten Baukonjunktur indes ein kräftigerer Anstieg der Selbständigkeit zu verzeichnen.
Die Entwicklung ist fast ausschließlich auf den Rückgang bei den sogenannten Solo-Selbständigen - Unternehmer ohne Beschäftigte - zurückzuführen, die in den Jahren zuvor bereits für den Anstieg der Gründungen verantwortlich gewesen waren.
Im Verlauf des Schrumpfungsprozesses ist einerseits der Anteil der Geringverdiener unter ihnen gesunken. Derzeit erzielen aber immer noch etwa ein Viertel aller Selbständigen einen Bruttostundenlohn, der unter dem Mindestlohn für Arbeitnehmer von 8,50 Euro liegt. Andererseits ist die Zahl der Solo-Selbständigen gestiegen, die ein Einkommen von 25 Euro und mehr pro Stunde erzielen. „Man sollte das aber nicht überbewerten und darin eine Anpassung des Einkommensniveaus der Selbständigen an frühere Zeiten sehen. Denn der zeitweilig höhere Anteil der Geringverdiener dürfte auch mit dem Wegfall der Subventionen zusammenhängen, die wohl nicht selten zu einer Selbständigkeit angeregt haben, bei der es nicht viel zu verdienen gab. Tatsächlich liegen die realen Bruttoeinkommen der Selbständigen noch unter dem Niveau der Zeit vor der Finanzkrise – und weit unter dem von Mitte der Neunziger Jahre“, fasst Brenke die Entwicklung zusammen.
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(Quelle: DIW Berlin)