Fraunhofer entwickelt System für informationslogistische Infarktzentrale
Dortmund, 18.01.2013 15:34 Uhr (Wirtschaftsredaktion)
In Notfallsituationen arbeiten nicht nur Mediziner für den Patienten Vor-Ort. Die komplexen Abläufe, quasi vom Notruf über die Aufnahme im Krankenhaus und bis nach einer Operation, können mit dem ECG Navigation Systems (ENAS) optimiert werden.
Als Patient muss man in der Regel darauf vertrauen, dass Rettungssanitäter, Notärzte und Klinikpersonal alles richtig machen. Beispielsweise gilt es bei einem akuten Herzinfarkt – immer noch eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland – die Durchblutung des Herzmuskels möglichst schnell wieder herzustellen. Dazu dehnen die Ärzte das verstopfte Herzkranzgefäß mit Hilfe eines Ballonkatheters auf und stabilisieren es gegebenenfalls mit einer Gefäßstütze. Um keine Zeit zu verlieren, müssen Rettungsdienst, Kliniken und Herzkatheter-Spezialisten reibungslos zusammenarbeiten. Dieses Ziel verfolgen der Rettungsdienst Köln sowie alle Kliniken der Stadt. Sie haben sich unter Leitung von Prof. Hans W. Höpp (Herzzentrum Uniklinik Köln) zur Initiative »Kölner Infarkt Modell« zusammengeschlossen.
Eine Verbesserung, die bereits aus der Initiative heraus entstanden ist: Das EKG des Patienten wird schon unterwegs aus dem Rettungswagen automatisch an die nächstliegende Klinik übermittelt. Im dortigen Interventionszentrum kann der diensthabende Herzspezialist am besten beurteilen, ob es sich um einen Herzinfarkt handelt und ob die Klinik aufnahmefähig ist. Gleichzeitig erlaubt die frühzeitige Diagnose, auch das Herzkatheterteam, das operieren soll, unmittelbar zu alarmieren – so dass es bereit steht, wenn der Patient eintrifft. Dank der Software, die das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST in Dortmund seit 2011 unter dem Namen »ECG Navigation Systems (ENAS)« für das Projekt entwickelt, funktioniert diese Reaktionskette reibungslos.
Kern der Innovation ist die informationslogistische Infarktzentrale, die von uns vollständig neu entwickelt wurde«, erklärt Projektleiter Sven Meister vom Fraunhofer ISST. »Sie überträgt die Daten und sorgt dafür, dass sie intelligent verarbeitet und verteilt werden.« So ist beispielsweise wichtig, dass der Rettungswagen mit der nächstgelegenen Klinik Kontakt aufnimmt, damit die Transportwege so kurz wie möglich bleiben. Außerdem wählt das System anhand der Dienstpläne den richtigen Arzt als Ansprechpartner im Interventionszentrum aus und leitet die Informationen an ihn weiter. Dieser Arzt prüft, ob ein Platz in der Klinik frei ist, ob die Kapazitäten der Intensivstation nicht ausgelastet sind und leitet diese Information an den Notarzt im Wagen weiter. Auch das EKG wird einfach und schnell übermittelt, damit der Notarzt sich voll und ganz auf die Versorgung des Patienten konzentrieren kann.
Mit Elektronik lässt sich nicht nur die Behandlungsqualität verbessern, sondern die Elektronik kann auch die Abrechnung in der Klinik erleichtern. So lassen sich etwa mit RFID-Technologie OP-Säle effizienter nutzen und Ressourcen optimal einsetzen, denn es werden verschiedene Zeiten erfasst, die für die Abrechnung des Patienten oder für die medizinische Dokumentation eine wichtige Rolle spielen. Über entsprechende Transponder am Körper kann das im Operationssaal anwesende Personal erfasst werden. Zudem können weitere Parameter wie die Beatmungszeit, der Initiierungszeitpunkt der Narkotika, die Herz-Lungen-Maschinenzeit, die Personalzeiten oder die Schnittnahtzeit registriert und der Controlling-Abteilung für die Abrechnung zur Verfügung gestellt werden. »Gerade im OP verbessert eine genaue Zeiterfassung die Datengrundlage für das interne Controlling. Darüber hinaus bieten diese Kennzahlen eine fundierte Basis für die Kalkulation der diagnosebezogenen Fallgruppen (kurz: DRG) im Entgeltsystem des deutschen Gesundheitswesens«, sagt Sahra Amirie vom ISST.
(Quelle: Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST)

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