Das Aufkaufprogramm der EZB wird von März bis Dezember 2017 verlängert. Ein Marktkommentar von Robert Halver. Das Praxismagazin für Finanzthemen Onlineausgabe des Printmagazins Finanzen Markt & Meinungen.

 
 
13.12.2016 11:36 Uhr
ANLEIHEN AUFKAUFPROGRAMM DER EZB

Robert Halver Marktkommentar: Reduktion der EZB Anleihekäufe ist kein Tapering

Düsseldorf, 13.12.2016 11:36 Uhr (Robert Halver)

Das ursprüng­lich bis März 2017 termi­nierte Anlei­he­pro­gramm der EZB geht erneut in die Verlän­ge­rung, bis mindes­tens Dezember 2017. Zwar wird das monat­liche Aufkauf­vo­lumen ab April 2017 von 80 wieder auf das ursprüng­liche Niveau 60 Mrd. Euro gesenkt.

Informationen zum Autor:
Halver Robert
Robert Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Bereits seit 2012 berichtet er auf FMM-Magazin.de über die Geschehnisse an den Börsen. Baader betreut an den Börsenplätzen Frankfurt, München, Stuttgart, Düsseldorf und Berlin u.a. den Handel mit Aktien, Anleihen, Derivaten und Fonds.

Insgesamt jedoch erwirbt die EZB damit etwa 540 Mrd. Euro mehr Anleihen als bislang geplant. Um Knappheitsprobleme beim Anleihekauf zu vermeiden, lockert sie ihre Kaufrestriktionen. Zukünftig wird sie auch Anleihen mit Renditen unterhalb des Einlagenzinses von minus 0,4 Prozent und mit einer Mindestlaufzeit von einem Jahr - bislang zwei Jahren - erwerben.

EZB Staatsanleihen Ankauf EU Länder

Spekulationen, dass es sich bei der Drosselung der Aufkäufe um den Beginn eines versteckten Tapering handelt, widersprach EZB-Präsident Draghi heftig. Im Übrigen sind die Wachstumsprojektionen der EZB unverändert zurückhaltend: 1,7 nach 1,6 Prozent im Jahr 2017, 2018 und 2019 jeweils 1,6 Prozent. Gleichzeitig hat Draghi die Konjunkturrisiken betont. Spanien und insbesondere Italien haben ihre Wirtschaftsleistung von vor dem Krisenjahr 2008 immer noch nicht erreicht. Und durch den Brexit - der seine Negativwirkung erst mittelfristig offenbaren wird - sowie (wahl-)politische Risiken in der Eurozone sind weitere konjunkturelle Reibungsverluste einzukalkulieren. Die prekäre Investitions- und Konsumneigung unterstreicht die anhaltend lethargische Kreditvergabe an Unternehmen und Privathaushalte.

EZB rechnet nicht mit der Erreichung ihres Inflationsziels

Zwar signalisiert die Reduktion der Anleihekäufe auf monatlich 60 Mrd. Euro, dass sich der große Deflationsdruck abgeschwächt hat. Laut EZB bleibt dennoch eine nachhaltige Inflationsbeschleunigung aus. Gemäß ihrer Inflationsprojektionen rechnet sie in den kommenden drei Jahren trotz zuletzt wieder steigender Energiepreise nicht mit der Erreichung ihres Inflationsziels von zwei Prozent: 1,3 Prozent 2017; 2018 1,5 Prozent und 2019 1,7 Prozent. Grundsätzlich hält die alternative Ölfördermethode Fracking den Deckel auf nachhaltig steigenden Energiepreisen. Damit ist das Kernkriterium für eine restriktive Geldpolitik nicht erfüllt. Auch die Kerninflationsrate - ohne Berücksichtigung von Nahrungsmitteln und Energiepreisen - zeigt seit Ende 2013 einen Seitwärtstrend.

Die weiterhin durch Anleihekäufe künstlich gedrückten Renditen für Staatspapiere ermöglichen in den prekären Euro-Staaten eine sorgenfreie Neuverschuldung, die anderenfalls Ausgabenkürzungen oder Steuerbelastungen nach sich ziehen würden. Damit betreibt die EZB Konjunktur- und Sozialpolitik bzw. Wahlwerbung für das regierende Europa-freundliche Establishment.

Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de

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Als Market Maker ist die Bank für die börsliche und außerbörsliche Preisfindung von über 800.000 Finanzinstrumenten verantwortlich.
Im Investment Banking entwickelt sie Finanzierungslösungen für Unternehmen und bietet institutionellen Anlegern umfassende Dienstleistungen beim Vertrieb und dem Handel von Aktien, Anleihen und Derivaten.

Herausgeber:
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Deutschland
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Redaktion:
Robert Halver,
Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG
Marc Schlömer, Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG

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