Derivatekolumne Lars Brandau | Vermögensaufbau - Problem erkannt
Frankfurt/Main, 06.11.2015 10:05 Uhr (Lars Brandau)
Die Welt der Binsenweisheiten hält ein schier unerschöpfliches Repertoire an Metaphern bereit. Dazu gehört auch der Spruch, dass man niemals in ein fallendes Messer greifen sollte.

Dahinter steckt oftmals viel Wahres und im Börsenumfeld haben Anleger seit jeher bitteres Lehrgeld zahlen müssen, wenn sie die Regeln wider besseres Wissen missachtet haben.
Seit den Kurskorrekturen im September und Oktober reden nun wieder viele Marktteilnehmer nicht mehr vom „fallenden Messer in das Anleger nicht greifen sollten“, sondern von der „Jahresendrally“. Viele Anleger machen sich Gedanken darüber, ob es nicht vielleicht der richtige Zeitpunkt zum Einstieg sein könnte. Dabei ist auf lange Sicht betrachtet der Einstiegszeitpunkt vergleichsweise egal. Das optimale Timing gibt es jedenfalls nicht.
Bedenklich sind da schon viel mehr das grundsätzliche Desinteresse und die Risikoaversion. Die meisten Bundesbürger haben viele Interessen; Finanzprodukte gehören nicht dazu. Das muss dem Einzelnen irgendwann auf die Füße fallen. Im Grunde handelt es sich um eine perfide Situation. Ausgerechnet die Menschen, die auf Nummer sicher gehen wollen indem sie nichts mit ihrem Geld machen, gehen statistisch betrachtet die größten Risiken ein. Der Grundsatz; wer nichts macht, macht nichts falsch, trifft bei der Geldanlage nicht zu.
Die Anleger bevorzugen trotz der niedrigen Zinsen weiter kurzfristige und vermeintlich sichere Bankeinlagen, Versicherungen und Pensionen. Das ist sicher eine falschverstandene Zurückhaltung. Rein rechnerisch werden diese Menschen, und offenbar handelt es sich um einen sehr großen Teil der Bevölkerung, nicht in der Lage sein, langfristig ihr Vermögen inflationsbereinigt zu halten, geschweige denn es zu vermehren.
Insofern ist die gesamte Finanzbranche aufgerufen, an dieser Stelle vehement Aufklärung zu betreiben und die Anleger endlich zum Handeln zu bewegen. Dabei geht es weniger um die Frage, welches spezielle Finanzprodukt das Beste ist, sondern zunächst einmal darum, das Bewusstsein der Anleger zu schärfen, damit die Vermögensschere nicht weiter auseinanderklafft.
Das, was aus der Statistik der Bundesbank* im Grunde auch zwischen den Zeilen zu lesen ist, ist die Tatsache, dass immer weniger immer mehr haben. Folglich ist ein immer kleinerer Teil der Menschen hierzulande „wohlhabend“ – und das ist, perspektivisch, vielleicht ein noch größerer Grund zu Sorge.
* Beeinflussen Preisanstiege von Aktien, Anleihen oder Immobilien die Verteilung der Vermögen in den Euro-Ländern? Die Bundesbank hat dazu eine Studie veröffentlicht. Steigen die Preise von Aktien, werden insbesondere reiche Haushalte noch vermögender, fanden die Ökonomen heraus. Der Grund dieser Wertsteigerungen sei, dass Aktien in den Euro-Ländern überwiegend von den vermögendsten 5 Prozent gehalten würden. Ein Anstieg der Aktienpreise führe deshalb dazu, dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufginge, heißt es in der Studie. (Quelle: Bundesbank)
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