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12.12.2012 12:29 Uhr
SZENARIO EU-AUSTRITT GRIECHENLANDS

Euro-Ausstieg Griechenlands: Ein Weißbuch der Cass Business School

London/Düsseldorf, 12.12.2012 12:29 Uhr (Gastautor)

Rob Thomas,Wirt­schafts­wis­sen­schaftler und Berater für Finanz­markt­fragen an der Cass Busi­ness School in London erklärt, wie es einem Mitglied der Euro­zone ermög­licht wird, ohne die von vielen befürch­teten kata­stro­phalen Konse­quenzen aus der gemein­samen Währung auszu­steigen.

Das Weißbuch beschreibt einen Weg zum Ausstieg eines Mitglieds der Eurozone, der dessen Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellen könnte und dabei gleichzeitig das Risiko einer Kapital(Einlagen)-Flucht anderer Mitglieder der Einheitswährung bannt.

Die Schlüsselelemente dieses Vorschlags sind:
Die Eurozone benötigt ein anerkanntes Prozedere für den Austritt eines Mitglieds. Ein Austritt müsste beispielsweise von Griechenland, den anderen Mitgliedern der Eurozone, der Europäischen Zentralbank (EZB) und der EU akzeptiert werden. Ein einseitiger Ausstieg muss verhindert werden, da die Konsequenzen für die Eurozone und die Weltwirtschaft katastrophal wären.

Alle unter griechisches Recht fallenden, in Euro abgeschlossenen Verträge würden in einem Verhältnis von einer neuen Drachme zu einem Euro umgewandelt.

Alle unter andere Rechtsbereiche fallenden Verträge würden ihre Euro-Basis behalten.

Der Wert der neuen Drachme würde in einem Verhältnis von zwei Drachmen zu einem Euro festgesetzt und von der EZB und der Bank von Griechenland gestützt. Dies wäre der Eckpfeiler der Währungspolitik nach dem Austritt Griechenlands, die sicherstellen würde, dass etwaige Preisanstiege nicht in eine permanent hohe Inflation münden würden.

Die griechischen Banken würden ihre unter griechisches Recht fallenden Einlagen und Verbindlichkeiten in einem Verhältnis von eins zu eins umwandeln, mit Ausnahme von Depots, die in einem Verhältnis von zwei neuen Drachmen zu einem Euro umgewandelt würden, und zwar auf der Basis des niedrigeren ausstehenden Guthabens am „Ankündigungstag“ und „Umwandlungstag“.

Als eine Folge daraus wären die Einlagen in griechischen Banken geschützt. Demzufolge müsste der Ausstieg nicht hastig erfolgen (Änderung der Nennwerte während eines Wochenendes, wie einige vorgeschlagen haben), Kapitalkontrollen müssten nicht eingeführt werden und das Risiko eines Übergreifens von panischen Liquiditätsabzügen anderer schwacher Mitglieder der Eurozone würde beseitigt. Allerdings würde dieser Plan Anleger aus anderen angrenzenden Ländern dazu ermutigen, ihre bereits außer Landes geschafften Fonds wieder zurückzuführen.

Der Umwandlungstag würde auf sechs Monate nach dem Ankündigungstag festgesetzt und so Banken und anderen genügend Zeit geben, sich auf die Währungsumstellung vorzubereiten. Somit bliebe auch genug Zeit für die Bereitstellung von Drachmen-Banknoten.

Die griechischen Banken würden am Umwandlungstag von der griechischen Regierung einen „Balance-Kredit“ erhalten, um sowohl für den wahrscheinlichen Überhang ausländischer Verbindlichkeiten über ausländische Einlagen, die in Euro verbleiben, gewappnet zu sein, als auch für den für Einlagen angewandten höheren Umrechnungskurs.

Der Autor des Berichts schätzt die Kosten für diesen Balance-Kredit auf ungefähr 260 Milliarden neue Drachmen (130 Milliarden Euro). Davon würden 190 Milliarden Drachmen (95 Milliarden Euro) die Kosten der Umwandlung der Einlagen zur höheren Umtauschrate von zwei zu eins abdecken und die verbleibenden 70 Milliarden Drachmen (35 Milliarden Euro) würden die Diskrepanz bei den in Euro verbleibenden Einlagen und Verbindlichkeiten abdecken.

Die Bank von Griechenland würde diesen einmaligen Kredit im Auftrag der Regierung durch die Bereitstellung frischen Geldes finanzieren. Die Kosten für den Balance-Kredit würden auf diese Weise von Griechenland getragen. Dies sollte nicht inflationär wirken, da die Banken dazu verpflichtet wären, ihre Schulden bei der EZB nach dem vereinbarten Fahrplan zu begleichen (das heißt, Griechenlands TARGET2-Verbindlichkeiten sollten voll zurückbezahlt werden), und weil in einem System aus festen Wechselkursen der Geldumlauf von der Nachfrage und nicht vom Angebot bestimmt wird (das heißt, die Währungsreserven der Zentralbank werden auf die Nachfrage nach Liquidität abgestimmt).

Rob Thomas ist Wirtschaftswissenschaftler und Berater für Finanzmarktfragen. Seine frühe Karriere führte von der Bank of England bis in hohe regionale Funktionen bei UBS und UBS Warburg. Im Jahr 2001 entwickelte er einen Vorschlag zur Errichtung eines paneuropäischen Hypotheken-Fonds, um die Integration des europäischen Hypothekenmarktes zu fördern. Dieses Projekt wurde von Abbey National, Credit Agricole, HVB, BBVA und Millennium BCP unterstützt. Als Mitglied im Beirat des Centre for Asset Management Research an der Cass Business School ist Rob Thomas derzeit auch als Berater von Finanzdienstleistern tätig.

(Quelle: Cass Business School)

 

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