Anleihenexperte Klaus Stopp | Die finanzielle Selbstverteidigung der Anleger
Düsseldorf, 01.04.2016 16:16 Uhr (Klaus Stopp)
Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) sitzen Privatanleger nicht in der ersten Reihe. Gemeint ist die erste Reihe von Anleihen mit bester Bonität.
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds der Baader Bank und stellt seine Analysen seit 15 Jahren vor.
Denn die hat die EZB durch ihr Ankaufprogramm für Staatsanleihen längst selbst belegt – mit der Folge, dass der Markt für potenzielle Investoren fast leergefegt ist. Darüber hinaus wirkt sich die Ankündigung der Zentralbank, künftig auch Corporate Bonds ankaufen zu wollen, bereits auf die nächste Reihe aus - dort, wo sich Unternehmensanleihen mit Topbonität befinden.
In Erwartung einer erhöhten Nachfrage durch die EZB haben die Notierungen von Titeln bestens gerateten Emittenten wie BASF, Nestlé oder BMW deutlich angezogen. Im Schlepptau negativer Renditen bei Staatsanleihen beläuft sich inzwischen die effektive Verzinsung „guter“ Unternehmensanleihen annähernd bei null oder sogar im negativen Bereich. Sobald die EZB mit dem Ankauf von Corporate Bonds beginnen sollte, wird sich diese Entwicklung bei verschiedenen Anleihen sicherlich nochmals verschärfen.
Unternehmensanleihen ja - aber mit guter Bonität
Den Anlegern bleibt damit nur noch der Spagat zwischen eben jenen Bonds aus den vorderen Reihen, die Minusrenditen bringen, und Anleihen von Schuldnern, denen man eine fristgerechte Rückzahlung nebst Zinszahlung zutraut. Oftmals werden in diesem Zusammenhang auch Mittelstandsanleihen als Alternative angepriesen. Aber nicht erst seit der Insolvenz des Modeunternehmens Steilmann sollten sich Investoren der erheblichen Risiken eines Engagements in den hinteren Reihen bewusst sein. Vor diesem Hintergrund weichen viele Anleger auf Titel aus, deren Emittenten oftmals mit Beständigkeit gleichgesetzt werden.
So sind vermehrt Handelsaktivitäten in einem Bond von ThyssenKrupp (WKN: A1R041) mit Laufzeit 10/2019, der mit rund 1,92% rentiert und einem Corporate Bond von Peugeot (A1HQZP), der 1/2019 fällig wird und eine Rendite von ca. 1,10% vorweist, zu registrieren. Gesucht ist auch ein Titel von Mahle (A161HE) mit Endfälligkeit 5/2022, der auf seinem Jahreshoch von 103,65 % mit 1,74% rentiert. Anleger, die sich des Währungsrisikos bewusst sind, weichen auch auf Bonds in ausländischer Währung aus, wie etwa ein Corporate Bond von Apple (A18X83) auf US-Dollar, der 2/2046 fällig wird. Bei einem Kurs von 107,55% liegt hier die Rendite - unter Nichtberücksichtigung des Devisenrisikos - derzeit bei 4,25%.
Der Überlebenskampf der risikobewussten Anleger erinnert inzwischen immer mehr an finanzielle Selbstverteidigung.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de
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Redaktion: Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG Marc Schlömer, Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG
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