Robert Halver Börsenausblick: Argument für Aktien sind die Notenbanken
Düsseldorf, 08.02.2017 10:18 Uhr (Robert Halver)
Die Kritik an Trump ist vielfach berechtigt. Amerika muss auf seine Reputation achten. Aber Finanzmärkte und Börsen sind keine Moralanstalten, dort geht es um Anlageerfolg, um Rendite.

Der neue US-Präsident rüttelt die Weltpolitik tüchtig durcheinander. Es ist zu hoffen, dass seine ersten politischen Chaostage bald einer realistischeren Amtsführung weichen. Man kann die Weltmacht Nr. 1 nicht ohne Rücksicht auf geopolitische Verluste abrissbirnenhaft wie ein Bauunternehmen führen. Es ist zu hoffen, dass die außenpolitischen Experten und Wirtschaftsfachleute in Trumps Kabinett erfolgreich darin sind, ihn einzufangen. Denn sie machen die eigentliche politische „Drecksarbeit“ und haben damit auch Einfluss.
Sollten es die Trumponomics schaffen, die Weltkonjunktur und damit auch Exportnationen wie Deutschland aktienseitig zu stützen, werden sich die Anlegerinnen und Anleger darüber natürlich freuen.
Diese Zweiteilung des bisherigen Trump spiegelt sich in der Tat in auseinanderdriftenden politischen und finanzwirtschaftlichen Einschätzungen wider. Während der US Economic Policy Uncertainty Index - er misst die wirtschaftspolitische Unsicherheit in den USA anhand der Häufigkeit von entsprechenden Medienbeiträgen - klar die gestiegene weltpolitische Unsicherheit zum Ausdruck bringt, halten sich die Kursschwankungen der US-Aktienmärkte als Indikator für Risiko sehr in Grenzen.
Gleiches gilt für die konträre Entwicklung von globaler wirtschaftspolitischer Unsicherheit und der Volatilität des deutschen Aktienleitindex DAX.
Dennoch hat die EU jetzt die klare Aufgabe zusammenzuhalten, um ein (wirtschafts-)politisches Gegengewicht zu den Spaltungsbemühungen der USA zu bilden. Um diese Aufgabe ist aber aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre kein Politiker zu beneiden.
Notenbanken stützen Aktien
Ein unbeirrt starkes pro-Argument für Aktien sind die Notenbanken. Während die Fed keine wirkliche Finanzmarktbedrohung darstellt, bekräftigte die Bank of Japan, an ihrer Liquiditätsoffensive festzuhalten, bis die Inflation nachhaltig über zwei Prozent liegt. Das ist ein Marathonlauf. Und obwohl sich in der Eurozone die Inflationsrate - 1,8 Prozent im Januar nach zuvor 1,1 - mit großen Schritten dem Zielwert der EZB von zwei Prozent nähert, bleibt die Geldpolitik auch hier ultralocker. (Sozial-)Politische Stabilität hat in der Eurozone Vorrang vor Inflationsbekämpfung.
Zu diesem Zweck definiert die EZB ihre Aufgabe der Inflationsbekämpfung neu. Konkret orientiert sie sich an vier Kriterien, die für eine restriktive Geldpolitik erfüllt sein müssen: Die Teuerung muss sich nachhaltig manifestieren. Sie muss selbsttragend und nicht allein das Ergebnis der ultralockeren Geldpolitik selbst sein. Die Inflation muss übergreifend in der gesamten Eurozone ein bestimmtes Niveau überstiegen haben. Und schließlich müssen sich die Inflationstrends in den einzelnen Ländern der Eurozone angleichen. Damit schafft sich die EZB jedes Alibi für nachhaltige geldpolitische Üppigkeit und setzt damit die Liquiditätshausse fort.
Charttechnik DAX - Mittel- bis kurzfristige Konsolidierung möglich
Das Momentum im DAX hat zuletzt wieder nachgelassen. Der Leitindex dürfte seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen, wenn er den Widerstand bei 11.692 Punkten nachhaltig überschreitet. Weitere Barrieren folgen bei 11.800, 11.920 und schließlich am Allzeithoch bei 12.391. Unterschreitet der DAX jedoch die Unterstützung bei 11.531 Punkten, droht ein weiteres Abrutschen Richtung 11.431.
Der Wochenausblick für die KW 6 - Deutsche Wirtschaft fundamental solide
In den USA deuten die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf eine stabile Situation am US-Arbeitsmarkt hin. In der Eurozone zeigt sich das vom Finanzdatenanbieter Sentix ermittelte Investorenvertrauen auch im Februar freundlich.
In Deutschland unterstreicht der positive Dreiklang aus Auftragseingängen in der Industrie, Industrieproduktion sowie Exporten im Dezember die sich festigende Fundamentallage der Wirtschaft.
Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de
Disclaimer
Die Baader Bank AG ist eine der führenden Investmentbanken für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten.
Als Market Maker ist die Bank für die börsliche und außerbörsliche Preisfindung von über 800.000 Finanzinstrumenten verantwortlich.
Im Investment Banking entwickelt sie Finanzierungslösungen für Unternehmen und bietet institutionellen Anlegern umfassende Dienstleistungen beim Vertrieb und dem Handel von Aktien, Anleihen und Derivaten.
Herausgeber:
Baader Bank AG
Weihenstephaner Str. 4
85716 Unterschleißheim
Deutschland
www.baaderbank.de
Redaktion:
Robert Halver,
Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG
Marc Schlömer, Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG
Über mögliche Interessenkonflikte und rechtliche Hinweise informieren Sie sich bitte im Disclaimer auf http://www.bondboard.de/Newsletter/Disclaimer.

Börse USA
* Bitte halten Sie sich an die Netikette und vermeiden persönliche Anschuldigungen, Beleidigungen und Ähnliches. Verbreiten Sie außerdem keine Unwahrheiten, Vermutungen, Gerüchte sowie rufschädigende oder firmeninterne Informationen. Beachten Sie die Rechte Anderer und urheberrechlich geschützter Quellen. Bei rechtlichen Verstößen haften Sie in vollem Umfang. Aus diesem Grund sind wir gezwungen, Ihre IP-Adresse und Ihren Provider zu speichern. Mit dem Speichern Ihres Kommentars erklären Sie sich mit diesen Regelungen einverstanden.
- BaFin ordnet Moratorium bei der North Channel Bank an
- Notenbank crasht Aktien | Anlegerprofis kaufen jetzt und machen Rendite
- Finanzen News | Robert Halver Analyse zum Aktienmarkt
- Robert Halver Aktienmarkt Analyse und Charttechnik DAX
- Investment Themen | Perspektiven für Börsen und Aktien in 2022

Onlineausgabe des Printmagazins Finanzen Markt & Meinungen.
Portalsystem 2025 © FSMedienberatung