Robert Halver Kolumne: Aktien der deutschen Industrie mit Chancen
Düsseldorf, 30.01.2017 11:18 Uhr (Robert Halver)
Der ifo Geschäftsklima Index ist verhalten. Jedoch ziehen vor allem die Industriesektoren Handel und das Baugewerbe den Index nach unten. Insgesamt hat sich die deutsche Industrie auf Brexit und Trump eingestellt.

Laut ifo Institut verliert die konjunkturell gute Stimmung zu Jahresbeginn an Fahrt. Zwar zeigen sich die befragten Unternehmen mit der aktuellen Geschäftslage erneut zufriedener. Gemäß Geschäftserwartungen blicken sie jedoch weniger optimistisch auf das erste Halbjahr 2017. Immerhin, setzt man Lage und Erwartungen zueinander in Beziehung, befindet sich die deutsche Industrie noch in der konjunkturellen Zyklusphase „Boom“.
Bei näherer Betrachtung der einzelnen Industriesektoren sind für die Stimmungseintrübung vor allem der Handel und das Baugewerbe verantwortlich. Dem gegenüber ist der Rückgang im exportsensitiven Verarbeitenden Gewerbe als deutsche Schlüsselindustrie weniger markant. Nach der zuletzt sehr einseitigen Fokussierung auf die positiven weltkonjunkturellen Streueffekte der Trumponomics hinterlassen jetzt Bedenken in puncto Einschränkung des freien Welthandels ihre Spuren. Nach der deutlichen Aufhellung der letzten Monate stellen diese Rücksetzer jedoch grundsätzlich eine überfällige Korrektur dar.
Grundsätzlich stellt sich die Frage, inwiefern amerikanischer Handelsprotektionismus die deutsche Exportindustrie trifft. Blufft Trump mit seiner harten handelspolitischen Rhetorik, um Angst und Schrecken zu verbreiten, um einen guten „Deal“ zu machen, um Entgegenkommen von deutscher auch politischer Seite zu erreichen?
Deutscher Mittelstand wird von US Industrie profitieren
Warum sollte Amerika den Export deutscher Produkte und Dienstleistungen beeinträchtigen, wenn die deutsche Industrie ihre „Hausaufgaben“ erledigt und in den USA arbeitsplatzaufbauende Investitionen tätigt? Ohnehin sind die großen deutschen Autobauer schon aktuell auch große US-Arbeitgeber. Im Übrigen fahren in den USA deutlich mehr Autos aus Asien als aus Deutschland umher.
Und hinter vorgehaltener Hand weiß auch die wirtschaftsintelligente Fraktion der US-Regierung um die Bedeutung amerikanischer Exporte nach Europa und Deutschland. Arbeitsplatzrisiken in der amerikanischen Exportindustrie werden nicht unberücksichtigt bleiben.
Vor diesem Hintergrund zeichnet der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland mit 56,5 - dem höchsten Wert seit Mitte 2011 - ein wesentlich freundlicheres Bild als die ifo Daten. Trotz handelsprotektionistischer Befürchtungen - so ist man in der deutschen Export- und Maschinenbauindustrie überzeugt - kommt ein sich reindustrialisierendes Amerika an deutschem Industrie-Know How nicht vorbei. Davon profitieren insbesondere mittelständische Werte, die mit ihren Qualitätsprodukten und Patenten Weltmarktführer auch in industriellen und technologischen Nischenmärkten sind. Vor diesem Hintergrund dürfte die seit Juni 2016 zu beobachtende, relative Schwäche von Titeln des MDAX und SDAX zum DAX auslaufen und sich ein Trendwechsel einstellen.
Hinzu kommen wachsende Übernahmephantasien auch aus den USA. Denn zunehmend gehen auch große US-Investoren auf Einkaufstour im deutschen Mittelstand. So überführt Warren Buffett die Wilhelm Schulz GmbH in seinen 2015 übernommenen Industriezulieferer Precision Castparts Corporation (PCC). Der deutsche Mittelständler ist Weltmarktführer für Rohrzubehörteile, die in der Öl- und Gas-Industrie sowie beim Flugzeugbau zum Einsatz kommen.
Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de
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Redaktion:
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