Es steht womöglich ein drittes Hilfspaket für Griechenland an. Das DIW in Berlin schlägt vor, öffentliche Kredite in BIP-indexierte Kredite umzuwandeln. Die Zinszahlungen wären dann an die Entwicklung des griechischen Bruttoinlandsprodukts gekoppelt. Das Praxismagazin für Finanzthemen Onlineausgabe des Printmagazins Finanzen Markt & Meinungen.

 
 
30.07.2014 12:57 Uhr
WIRTSCHAFT

DIW Berlin Vorschlag: BIP-indexierte Kredite für Griechenland

Berlin/Düsseldorf, 30.07.2014 12:57 Uhr (Finanzredaktion)

Ein vom Deut­schen Institut für Wirt­schafts­for­schung (DIW) vorge­stelltes neues Kredit­in­stru­ment soll für Grie­chen­land in der Summe eine nach­hal­ti­gere Schul­den­ent­wick­lung, einen stabi­leren Konjunk­tur­ver­lauf und ein gerin­geres Ausfall­ri­siko für Kredite bringen.

Die Höhe der griechischen Kreditzinsen sollten künftig an die Entwicklung der griechischen Wirtschaftsleistung gebunden werden. Sogenannte BIP-indexierte Kredite würden dafür sorgen, dass Griechenland im Falle eines größer als prognostiziert ausfallenden Wachstums höhere Zinsen zahlt, während die Zinsen bei einem geringeren Anstieg des Bruttoinlandsprodukts automatisch sinken.

„Das könnte die griechische Konjunktur stabilisieren und die Schuldenquote und das Ausfallrisiko für Kredite senken“, sagt DIW-Ökonom Malte Rieth, der die Studie gemeinsam mit seinem Kollegen Christoph Große Steffen und DIW-Präsident Marcel Fratzscher verfasst hat. Den Berechnungen des DIW Berlin zufolge könnte das vorgeschlagene Instrument die Schwankungsbreite des Wachstums der griechischen Wirtschaft um 20 Prozent reduzieren und die Ausfallwahrscheinlichkeit griechischer Schulden auf vier bis fünf Prozent verringern.

Drittes Hilfspaket

Die griechischen Staatsschulden kletterten im Jahr 2013 auf rund 302 Milliarden Euro oder 175 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Weil das Land in diesem und im nächsten Jahr besonders viele Kredite tilgen muss, dürfte es ein drittes Hilfspaket benötigen.

Um die Schuldentragfähigkeit zu verbessern, müssten aber zusätzlich auch bestehende Kreditkonditionen verändert werden. Denn: Die Schulden belasten den griechischen Haushalt enorm, allein im vergangenen Jahr musste das Land vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts an Zinsen zahlen.

DIW Grafik Schuldenanteil Griechenlands

Fast 90 Prozent der Staatsschulden halten öffentliche Gläubiger. Neben der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) sind die Länder des Euroraums die größten Gläubiger Griechenlands: Im Rahmen des ersten Hilfsprogramms haben sie dem südeuropäischen Krisenstaat 53 Milliarden Euro geliehen, die ab 2020 sukzessive zurückgezahlt werden müssen.

Im Falle einer künftigen Kopplung der Kreditzinsen an die wirtschaftliche Entwicklung würde der Haushalt in einer Rezession aufgrund der sinkenden Zinszahlungen weniger belastet; zudem bliebe Spielraum für Reformen erhalten.

Die Vorteile BIP-indexierter Kredite sehen die Ökonomen des DIW Berlin folglich auf beiden Seiten. Neben Griechenland profitierten auch Deutschland und andere Gläubigerländer, da das Kreditrisiko sänke und die Rückzahlungen langfristig höher ausfielen, sobald die griechische Wirtschaft schneller wächst. Zudem wären aufwendige Neuverhandlungen der Kreditkonditionen zwischen dem Land und seinen europäischen Gläubigern nicht länger nötig, was den schwelenden Konflikt zwischen Griechenland und seinen europäischen Nachbarn beenden helfen könnte.

(Quelle: DIW Berlin)

 

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