Fachkräftemangel kann nur mit anderer Arbeitsmarktordnung bewältigt werden
Duisburg, 24.10.2012 10:03 Uhr (Wirtschaftsredaktion)
Das meint Prof. Dr. Gerhard Bosch vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. In einer aktuellen Expertise für die IG Metall belegt Bosch, dass die Spaltung des Arbeitsmarktes besorgniserregend zugenommen hat.
6,8 Millionen Menschen arbeiteten 2010 für weniger als 8,50 Euro pro Stunde, 4,1 Millionen verdienten sogar weniger als 7 Euro. Politische Hoffnungen, die mit der Verbreitung prekärer Arbeit verbunden waren, haben sich nicht erfüllt: Niedriglöhne, Minijobs und Leiharbeit bieten kein Sprungbrett in reguläre Arbeit, da die Aufstiegschancen fehlen. Auch die Beschäftigung gering Qualifizierter wurde nicht besser. Außerdem können heute mehr als 80 Prozent der Geringverdiener eine berufliche oder akademische Ausbildung vorweisen. „Es erwies sich als großer Irrtum in der Agenda 2010, ein Bildungsproblem in ein Lohnproblem umzudeuten“, kritisiert Bosch.
Billige Arbeit wird aber für den Steuerzahler sehr kostspielig. Allein 2010 mussten 11,5 Milliarden Euro aufgebracht werden, um nicht ausreichende Einkommen durch Arbeitslosengeld aufzustocken. Da viele Renten unterhalb der Grundsicherung im Alter bleiben, werden Gegenwartsprobleme auf Kosten der Jüngeren in die Zukunft verschoben.
Ursachen für den starken Anstieg prekärer Arbeit in Deutschland sieht Bosch u.a. in dem freiwilligen Tarifsystem, das den deutschen Arbeitsmarkt für Lohndumping besonders anfällig macht, da es keinen gesetzlichen Mindestlohn oder allgemeinverbindliche Tarifverträge gibt. „Findige Unternehmer nutzen mit hoher Kreativität alle Schlupflöcher.“ Zusätzlichen Schub gab die Agenda 2010, insbesondere weil Leiharbeit und Minijobs dereguliert wurden und die Arbeitslosenhilfe wegfiel. Zudem wirke das traditionelle deutsche Familienmodell wie ein eingebauter Deregulator: Fehlanreize über das Ehegattensplitting, die abgeleitete Krankenversicherung und Minijobs leiteten Frauen massiv in kleine Beschäftigungsverhältnisse, so der Wissenschaftler.
Die Expertise las pdf-Datei steht hier...
(Quelle: Universität Duisburg-Essen)

Arbeitsmarkt Führungskräfte
Es soll nur versucht werden billiges ausländischen qualifiziertes personal anzuheuern.
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