Bundesbank Vorstand plädiert für FinTech Kooperationen und neue Einnahmequellen
Frankfurt/Main, 21.09.2017 21:32 Uhr (Gastautor)
Dr. Andreas Dombret, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, hat in einer Rede für mehr Offenheit im Umgang mit FinTechs durch Banken plädiert. Zudem müssten Banken neue Einnahmenquellen generieren.
Unter der Headline - Deutschlands Banken - Die Stunde der Entscheider - ist Dr. Andreas Dombret im Rahmen der Bain Bankers Lounge (Bain & Company) auf die Problematik der Banken hinsichtlich Niedrigzinsen und Geschäftsmodelle eingegangen.
Der Bankensektor stehe vor einem evolutionären tipping point. Das heißt, dass auch schon kleine Veränderungen dazu führen, dass eine große Erneuerung im Banking zu sehen sein wird.
Banken müssen neue Einnahmequellen generieren
Dr. Andreas Dombret: "Deutsche Banken und Sparkassen verdienen seit Jahren immer weniger am Zinsgeschäft. Sie haben es bis heute nicht geschafft, ihre Strategien an das neue Umfeld anzupassen. Und so sinkt ihre Ertragskraft immer weiter."
"Das zeigt sich sehr deutlich in unserer Niedrigzinsumfrage, die wir zusammen mit der BaFin vor drei Wochen veröffentlicht haben. Die Ergebnisse zeigen, dass die kleinen und mittelgroßen deutschen Kreditinstitute in ihren Planungen davon ausgehen, dass ihre Gewinne von 2016 bis 2021 weiter schrumpfen. Sie rechnen mit einem Rückgang ihrer Gesamtkapitalrentabilität um beachtliche 16 Prozent." (Die Niedrigzinsumfrage hat zudem ergeben, dass zwei Drittel der Institute künftig mit stärkerem Wettbewerb durch andere Banken rechnen - sogar 85 Prozent durch FinTechs.)
Auch wenn aus Sicht der deutschen Kreditinstitute die Kritik an der Zinspolitik nachvollziehbar ist - sie übersieht womöglich den größeren wirtschaftlichen Zusammenhang.
Dr. Andreas Dombret
Um die Ertragsprobleme nachhaltig zu lösen, brauchen Banken und Sparkassen neue Einkommensquellen und müssen offen sein für neue Formen der Wertschöpfung. Und dabei reicht es vermutlich nicht aus, die Preise für bestehende Dienstleistungen zu erhöhen. Vor allem dann nicht, wenn der Wettbewerb nicht mitzieht.
Banken sollten das Feindbild Fintechs aufgeben
Niemand könne vorhersagen, wie das Bankgeschäft in einigen Jahren aussehen wird. Dieser Unsicherheit könnten Institute begegnen, indem sie herausfinden, was Kunden - alte und neue - wollen; und außerdem, indem sie sich die digitale Expertise von Fintechs zunutze machen, statt sie als Feindbild zu sehen.
Dr. Andreas Dombret: "Zudem empfehle ich, die Weisheit der Masse zu nutzen. Open Banking Systeme machen mehr und mehr Schule - Banken machen ihre Daten vertrauenswürdigen Fintech-Partnern zugänglich, die dann den Bankkunden Apps anbieten - dadurch kann es neue Gebührenmodelle geben und die Kundenzufriedenheit wird erhöht."
"Ein Blick auf die Kunden zeigt, dass es nicht nur einen Kundentypus gibt - Millennials hin, Millennials her. Es gibt auch heute noch genug Menschen, die Bankdienstleistungen auf traditionellen Wegen bevorzugen. Nur wird deren Anteil weiter zurückgehen - und damit wird der Strukturwandel immer zwingender für die Institute."
Fazit:
"Geldpolitik und Regulierung haben derzeit unbestritten große Nebenwirkungen für den Bankensektor - doch diese sollten unseren Blick nicht vor der unbequemen Wahrheit verschließen: Strukturen im Bankensektor werden gerade auf schöpferische Art und Weise zerstört. Ich rufe daher dazu auf, dort wo es nötig ist, etablierte Unternehmen gedanklich abzureißen und auf der grünen Wiese neu aufzubauen. Nur wo es genug neue Banker oder neue Entscheidungen gibt, werden die heutigen Banken auch künftig erfolgreich sein."
(Quelle: Dr. Andreas Dombret / Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank)
Banken Digitalisierung
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