Kabelkonzern Nexans analysiert zukünftige Energie-Autobahnen
Hannover/Frankfurt am Main, 04.05.2010 10:54 Uhr (Wirtschaftsredaktion)
Mit wissenschaftlicher Methodik hat der weltgrößte Kabelkonzern Nexans in Deutschland den Strommarkt analysiert und zieht eine erstaunliche Schlussfolgerung: "Wir brauchen neue Helden, die den Markt für die Zukunft rüsten."
Um die Entwicklung des Strommarktes in Deutschland vordenken zu können, hat Nexans die Prozessabläufe im Bereich der Energieversorgungsunternehmen untersucht und 61 komplexe Leistungen von der Planung einer Stromtrasse bis zum Ende ihrer Lebenszeit definiert. Wie schon für die Automobilindustrie und die Bahnlogistik entwickelt Nexans daraus jetzt für den Stromtransport eine neue Leistungseinheit, die intern den Arbeitstitel "Schlüsselfertige Projekte" trägt.

Dr. Francis Krähenbühl ist Vorstandsmitglied des ZVEI, Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie, Frankfurt
Der Startschuss für die Windparks in Nord- und Ostsee zeige die Aufbruchstimmung, heißt es im Nexans-Konzern, der mit einem 100-Mio.-Euro-Auftrag für die unterseeischen Hochspannungskabel des weltweit größten Offshore-Windparks London Array in das Jahr startete. Seit 2006 hat sich der Marktanteil von Nexans im Offshore-Windenergiebereich verdreifacht.
Vordenker
"Angesichts der Förderpolitik in Europa wird die Bedeutung noch erheblich zunehmen. Die Technologie steht bereit, doch jetzt müssen die Strukturen an die Zukunft angepasst werden", betont Krähenbühl. Er zählt die Komponenten des Stromnetzes in Deutschland derzeit zu den besten weltweit; sie weisen die geringste Fehlerrate in ganz Europa auf. Anders jedoch die Struktur des Netzes.
"Die Stromproduktion konzentriert sich zunehmend auf bestimmte Orte, die Energie wird über immer mehr und längere Strecken transportiert, für die neuen Windparks brauchen wir Nord-Süd-Achsen. Zugleich werden im¬mer mehr Energienetze miteinander verkoppelt. Auf der ganzen Welt ist bereits die Häufigkeit von Stomausfällen enorm gestiegen." Genau an den Schnittstellen von Pro¬duktion und Verteilung der Energie aber liegen laut Krähenbühl die neuralgischen Punkte.
Smart Grid Weißbuch
Diese Schwachstellen rufen nach neuen, intelligenten Verteilerformen, den sogenannten Smart Grids, zu denen Nexans im März das "Smart Grid Weißbuch" mit neuen Netzkonzepten vorgestellt hat. "Zum raschen Ausbau der erneuerbaren Energien gehört auch deren Integration in ein leistungsfähiges Stromnetz", betont Krähenbühl, der deshalb im letzten Jahr die Prozessabläufe beim Stromtransport untersuchen ließ.
Ausgangspunkt der Analyse sind die Abläufe aus Sicht der Energieversorger. "Zunächst haben wir 61 Leistungseinheiten zur Erstellung einer Stromtrasse definiert", erklärt Diplom-Kauffrau Heike Schütte, die sich in Zusammenarbeit mit Nexans an der Fachhochschule Osnabrück mit der Schaffung von Mehrwerten beim Energietransport befasst hat. Die Kosten analysierte sie auf TCO-Basis: "Total cost of ownership heißen alle Kosten, die für ein Produkt anfallen, vom Nachdenken über den Kauf bis zu den Folgekosten. Die Anschaffung selbst macht nur maximal 50 Prozent aus", erklärt die Fachfrau.
Eisberg-Modell
Daraus abgeleitet hat sie das "Eisberg-Modell": Die Anschaffungskosten bilden auf Position 1 die Spitze des Eisbergs, während 16 weitere Kostenstellen unter der Oberfläche lauern. "Das wird die neuen Strukturen bestimmen, denn Deutschland steht mit seinen Ausbauplänen vor einer grundlegenden Umgestaltung der Stromnetze", erklärt Krähenbühl.
So haben die Kabelhersteller z.B. die Entwicklung von Hybridleitungen voran getrieben, die in Außenbereichen Freileitungen vorsehen, im Umfeld von Wohnbebauung jedoch unterirdisch als Kabelsysteme fortlaufen. Der Umwelt dient das doppelt: Hochbaumaßnahmen und somit Genehmigungsfristen können drastisch redu¬ziert werden, zugleich optimiert das Monitoring von Strom und Spannung die Stromausbeute für den Verbraucher.
Zum Bau von Hybridleitungen jedoch braucht der Energieversorgunger bisher zahlreiche verschiedene Fachdisziplinen, z.B. für Tiefbau, Masten und Kabel. "Die Lücken dazwischen bilden ideale Verstecke für Kosten, die keinen Vergleich erlauben", hat Heike Schütte klar gemacht. Zudem würden die Projekte so zur Unzeit personalintensiv. Wie bei der Bahntechnologie, wo das Kunden-TCO-Modell Einsparungen bis zu 40 Prozent ermöglicht hat, will Nexans nun auch beim Energietransport die Weichen neu stellen.
"Dazu brauchen wir Baugeneralisten, die Energietransport-Projekte interdisziplinär erfassen und leiten können", erklärt Krähenbühl. Das Ziel: "Weniger Gesamtkosten bei höherer Wertschöpfung - wir sind auf dem Weg."
Hintergrund
Nexans Deutschland zählt zu den Branchen-Leadern Europas und bietet mit rund 5.400 Mitarbeitern, davon 2.400 an neun Standorten in Deutschland, ein umfassendes Programm an Hochleistungskabeln, Systemen und Komponenten u.a. für die Telekommunikation, den Bau- und den Energiesektor. Insgesamt hat der Nexans-Konzern allein im Jahr 2008 mehr als 63 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung investiert. Er betreibt zehn Kompetenzzentren in Europa und den Vereinigten Staaten, die aktuelle Forschungsergebnisse ständig in neue Produkte oder Prozesse umsetzen. Er produ¬ziert Kabel und Kabelsysteme in über 90 Produktionsstätten auf fünf Kontinenten.
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(Quelle: Unternehmensangaben)

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