Economist und DIW: Die große Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft
Düsseldorf, 02.09.2014 12:54 Uhr (Frank Schulz)
DIW Präsident Marcel Fratzscher redet in seinem neuen Buch "Die Deutschland-Illusion" Klartext über die deutsche Wirtschaft. Der Economist titelt in seiner neuesten Ausgabe: Deutschlands Wirtschaft - Europas Motor gerät ins Stocken. Der Kapitalmarktexperte Robert Halver sieht ebenfalls Anzeichen für einen Dämpfer. Was ist denn plötzlich passiert?
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Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) macht jüngst klar, dass Deutschland in eine Rezession abrutschen könnte. Die ifo Geschäftserwartungen zeigen eine Verschlechterung für die deutsche Industrie. Das Gesicht der Börse und Kapitalmarktexperte Robert Halver spricht in seiner Marktanalyse hier auf FMM-Magazin davon, dass "... sich der russische Nebel der psychologischen Verunsicherung auch in allgemeiner Investitionszurückhaltung niederschlagen zugenommen hat...". Zudem sieht Halver, dass "...sich ebenso laut GfK insbesondere die Krise in der Ukraine wie Mehltau auf die hiesige Konsumentenpsychologie legt und für einen historisch beispiellosen Einbruch der deutschen Konjunkturerwartungen sorgt."
Robert Halver Kapitalmarktexperte
Professor Marcel Fratzscher DIW
Euro-Zone lahmt nach wie vor
Professor Fratzscher weiter: "Die Schwäche der deutschen Wirtschaft ist zu einem erheblichen Teil durch die enttäuschende Entwicklung der Euro-Zone zu erklären. Auch wenn die deutsche Perspektive gerne auf die globale Wirtschaft gerichtet ist, so sollte uns bewusst sein, wie stark die deutsche Wirtschaft von der Euro-Zone abhängig ist. Deutschland wird nicht nachhaltig wachsen können ohne ein gesundes Wirtschaftswachstum in der gesamten Euro-Zone."
Fratzscher wird am 19. September 2014 sein Buch vorstellen. In der Headline ist zu lesen:"Deutschland hat seit dem Jahr 2000 weniger Wachstum zu verzeichnen als andere europäische Staaten. Zwei von drei Arbeitnehmern sind heute schlechtergestellt als vor 15 Jahren."
Aber die Deutschen, nicht ohne Stolz, sehen ihre Wirtschaft als stärkstes Pferd, um damit die Eurozone aus der Misere zu ziehen. Dann der Schock nach einem aktuellen Update in diesem Monat: Die gesamtwirtschaftliche reale Produktion ist im zweiten Quartal verglichen zum Ersten saisonbedingt um 0,2 Prozent gesunken. Eine Erklärung ist statistisch bedingt. Dank eines milden Winters war im ersten Quartal mehr Bautätigkeit als üblich. Aber geopolitische Krisen, vor allem in der Ukraine, hatte einen größeren Einfluss.
Deutsche Exporte nach Russland sind stark gesunken. Doch zu dem Zeitpunkt waren nicht die Sanktionen schuld, sondern die allgemeinen Erwartungen mehr zu exportieren. Russland macht nur 3 Prozent des gesamten Handels in Deutschland aus, also müssen die Verluste im Export an anderer Stelle gemacht worden sein. Verheerender sind zudem die steigenden Unsicherheiten von Managern gegenüber Russland, die Investitionen verzögern.
Deutschland wurde in den letzten Jahren häufig der Vorwurf gemacht, einen zu hohen Leistungsbilanzüberschuss auf Kosten anderer EU-Staaten zu haben. Gefordert wird daher, die Deutschen sollten mehr konsumieren, anstatt zu sparen, damit das wirtschaftliche Ungleichgewicht zwischen den EU-Staaten abnehme und nicht weiter wachse. Das Fazit: Der demografische Wandel wird weitreichende ökonomische Folgen mit sich bringen, die sich allerdings dem Erfahrungs- und Datenbereich für Deutschland entziehen. (Quelle: ZEW).
Professor Marcel Fratzscher vom DIW meint, die deutsche Wirtschaft und der Staat leben von ihrer Substanz. Er will in seinem Buch u.a. mit dem Irrglauben aufräumen, Deutschland käme ohne Europa besser zurecht.
Prof. Dr. Martin Hellwig
(Quellen: DIW, ZEW, The Economist, Robert Halver)
Finanzen Wirtschaft
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