Ergebnisse der Postbank Studie zum Thema Erbschaften überrascht im Detail
Bonn, 04.05.2011 11:58 Uhr (Finanzredaktion)
Die Bundesbürger erben und vererben viel. Interessant ist die Tatsache, dass Bundesbürger sehr wenig über das Thema wissen. So unterlaufen viele Fehler beim Thema Erbschaften.
Mit 32 Prozent gibt fast genau ein Drittel aller Bundesbürger an, schon mindestens einmal geerbt zu haben. Weitere 23 Prozent gehen zudem von einer künftigen Erbschaft aus, die größtenteils schon in den kommenden zehn bis 20 Jahren erwartet wird. Frauen erben öfter als Männer. Und eine Mehrheit der Deutschen lehnt die Erhebung von Erbschaftsteuern grundsätzlich ab.
Aus den Daten der Postbank Studie ergibt sich, dass in Ost- und Westdeutschland bislang zwar annähernd gleich häufig geerbt wird. Jedoch ist der Umfang der einzelnen Erbschaften in Westdeutschland deutlich größer. So beträgt im Osten zu 61 Prozent der Wert eines Erbes weniger als 25.000 Euro. Im Westen sind es 45 Prozent aller Fälle. Dagegen haben hier 19 Prozent aller Erbschaften einen Wert von mehr als 100.000 Euro. Im Osten ist dies nur bei knapp 3 Prozent der Fall - also sechs Mal seltener. Unterschiede ergeben sich auch zwischen Männern und Frauen. So erben Frauen mit einem Anteil von 35 Prozent deutlich häufiger als Männer, wo der Wert bei 29 Prozent liegt. Zudem sind Frauen auch öfter Alleinerben als Männer, was mit ihrer höheren Lebenserwartung zusammenhängt.
Drei Viertel aller heutigen Erben in Deutschland haben von ihren Eltern geerbt, von Groß- oder Ur-Großeltern knapp ein Viertel (Mehrfachnennungen waren möglich). Zumeist handelt es sich dabei um Geld (75 Prozent), Immobilien (38 Prozent) oder Möbel (34 Prozent). Werden Immobilien vererbt, dann sind dies doppelt so häufig Eigenheime wie vermieteter Grundbesitz. Alleinerben sind nur bei jeder fünften Erbschaft festzustellen. "Je höher der Wert einer Erbschaft, desto stärker nimmt aber der Anteil von Alleinerben laut unserer Studie zu", erklärt Dr. Michael Meyer, Retailvorstand der Postbank.
Bei jeder sechsten Erbschaft in Deutschland kommt es bislang zum Streit. Häufigste Ursache ist, dass "einige Hinterbliebene sich benachteiligt fühlen" (73 Prozent). Mit einer Nennung von immerhin 57 Prozent wird als zweithäufigster Grund genannt, dass "die Hinterbliebenen schon vor dem Erbfall zerstritten sind". Ein fehlendes gültiges Testament wird dagegen deutlich seltener als Streitursache angegeben. Tatsächlich liegt laut Postbank Studie ein gültiges Testament bei der Mehrzahl der Erbfälle in Deutschland auch vor (53 Prozent).
Die häufigste Verwendung einer Erbschaft in Deutschland ist eine Vermögensanlage bei der Bank: 28 Prozent der Erben geben dies zu Protokoll. Bei Erbschaften von Immobilien werden diese eher verkauft oder vermietet als selbst von den Erben bezogen. Immerhin jeder zehnte Erbe nutzt seinen Nachlass, um bestehende Kredite zurückzuführen. Teilweise oder ganz gespendet werden Erbschaften von drei Prozent der Erben in Deutschland.
Ausführlich befragt wurden in der Postbank Erbschaftsstudie auch Personen, die angaben, ein Erbe zu erwarten. Wesentliche Unterschiede gegenüber den bisherigen faktischen Erben in Deutschland ergeben sich dabei in zwei Bereichen: Erstens rechnen die künftigen Erben signifikant häufiger mit Streit beim Erhalt einer Erbschaft (26 Prozent gegenüber heutigen Erben mit 17 Prozent). Zweitens glauben künftige Erben doppelt so oft, auf ihr Erbe Erbschaftsteuer zahlen zu müssen, als dies die heutigen tatsächlichen Erben mit 16 Prozent bislang nur tun müssen. Tatsächlich ergeben sich aus der Postbank Studie Anhaltspunkte für künftig umfangreichere Erbschaften in Deutschland. So erwarten künftige Erben annähernd doppelt so häufig, Eigenheime zu erben. Und schon jeder Fünfte rechnet auch mit vermietetem Grundbesitz. Unter den heutigen Erben erhalten vermietete Immobilien jedoch nur 13 Prozent.
In offenkundigem Missverhältnis zur zunehmenden Bedeutung von Erbschaften in Deutschland steht das Wissen der Bevölkerung hierzu. Ein Drittel der Deutschen kennt sich zu keinem solcher Begriffe aus wie etwa "gesetzliche Erbfolge", "Testament" oder "Pflichteil". "Nicht einmal jeder dritte dieser künftigen Erben plant überdies, sich bei der Nutzung des anstehenden Erbes Rat außerhalb des eigenen Familien- oder Freundeskreises einzuholen, etwa bei einer Bank oder Versicherung", erklärt Meyer. Sein Resümee: "Durch die wachsende Bedeutung von Erbschaften, etwa auch für die private Altersvorsorge, ist erheblicher Handlungsbedarf im Sinne vermehrter Information und adäquater Angebote gegeben."
Hintergrund
Grundlage der Postbank Studie war die Befragung von 1811 Bundesbürgern ab 16 Jahren durch das Institut für Demoskopie Allensbach im März 2011.
(Quelle: Postbank AG)
(Foto: Rainer Sturm;PIXELIO)

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